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"Baba-go-slow" liegt seit 50 Tagen in einem Krankenhaus in Saudi-Arabien.

Foto: AP Photo/Eraldo Peres

Nairobi/Jeddah - Der nigerianische Präsident Umaru Yar'Adua, der seit 50 Tagen in einem Krankenhaus in Saudi-Arabien behandelt wird, hat in einem Interview mit dem britischen Rundfunksender BBC Berichte widerlegt, wonach er im Koma und nicht ansprechbar sei. Im ersten Interview, seitdem er sich in medizinische Behandlung begeben hatte, sagte er am Dienstag, die bisherige Behandlung habe seinen Zustand verbessert. "Ich hoffe, dass ich bald erhebliche Fortschritte mache und nach Hause zurückkehren kann." Yar'Adua, dessen Stimme in dem Interview schwach und zeitweise atemlos klang, wird wegen einer Herzerkrankung behandelt.

Nigerianische Medien hatten in den vergangenen Tagen berichtet, der Präsident erkenne nicht einmal mehr seine Frau und sei schon seit Weihnachten an lebenserhaltende Geräte angeschlossen worden. Umaru Yar'Adua sagte gegenüber BBC, dass er all jenen danke, die für ihn und die Nation gebetet hätten. Außerdem wünsche er der nigerianischen Fußballmannschaft viel Glück für den Afrika-Cup.

Spekulationen

Über den Gesundheitszustand Yar'Aduas wurde in Nigeria seit Wochen gerätselt. Durch die Spekulationen hatten sich die Stimmen gemehrt, die verlangten, dass Umaru Yar'Adua die Macht allmählich an seinen Vize Goodluck Ebele Jonathan abgeben solle. Tanimu Yakubu Kurfi, Berater des Präsidenten, sagte der BBC, dass Feinde des Staatsoberhauptes hinter den Gerüchten stünden.

Dass "Baba-go-slow" oder "Gevatter Gemächlich", wie die Nigerianer ihren Präsidenten Umaru Yar'Adua nennen, abgereist ist, ohne sein Amt an seinen Vize zu übertragen, gründet laut diverser Medienberichte darin, dass der Präsident eine Machtverlagerung von Nord nach Süd fürchte. Präsident und Stellvertreter gehören zwar derselben Partei an, aber sie stammen aus verfeindeten Teilen Nigerias: der Präsident aus dem historisch dominanten muslimischen Norden, der Vizepräsident aus dem benachteiligten christlichen Süden.

Dort sind für heute Proteste gegen die "kopflose" Führung von Afrikas bevölkerungsreichstem Land (knappe 150 Millionen Einwohner) geplant. Am Dienstag wollten die beiden Parlamentskammern - Senat und Abgeordnetenhaus - erstmals über die durch die lange Abwesenheit des 58-jährigen Präsidenten entstandene Krise beraten.

"In Hand Gottes"

Der Präsident ist seit mehr als zehn Jahren herz- und nierenkrank. Allein in den vergangenen drei Jahren wurde er zweimal wegen eines Notfalls zur Behandlung nach Deutschland geflogen. Worunter er genau leidet, lässt der Präsident offen. Es gibt keine offiziellen Informationen, wie es um die Gesundheit des Präsidenten steht. Sein Leben läge "in der Hand Gottes", sagt er. (red, APA, derStandard.at, 12.1.2010)