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Kein Wasser, kein Knabbergebäck - wegen dieses Fotos des türkischen Botschafters Oguz Celikkol (rechts) mit dem Vize-Außenminister Daniel Ayalon von der ultrarechten Partei Yisrael Beiteinu wurde am Dienstag der israelische Botschafter in der Türkei, Gaby Levy, in das Außenministerium in Ankara zitiert.

Foto: EPA/ABIR SULTAN ISRAEL OUT

Jerusalem - Israel ist über die Türkei empört und hat den türkischen Botschafter in Tel Aviv vorgeladen, um ihm einen bis ins letzte Detail geplanten diplomatischen Rüffel zu erteilen. "Achten Sie bitte darauf, dass der Botschafter auf einem niedrigen Sofa sitzt, während wir auf ihn von hohen Stühlen herabschauen", erklärte der stellvertretende Außenminister Dany Ayalon den anwesenden Fotografen. Nicht nur das. Auf dem niedrigen Tisch zwischen den israelischen Beamten, "die nicht lächeln", wie Ayalon weiter sagte, stand nur ein kleines israelisches Fähnchen und kein türkisches.

Antiisraelische Elemente in Fernsehserie als Anlass

Der aktuelle Anlass für den Rüffel war die Ausstrahlung einer alten Fernsehserie mit antiisraelischen Elementen durch einen privaten türkischen Fernsehsender. Ein weiterer Grund seien beleidigende Verbalattacken des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan auf Israel. Dessen Kampagne gegen Israel begann mit einer öffentlichen Beleidigung des israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos vor genau einem Jahr. Dieser Tage behauptete Erdogan bei einem offiziellen Besuch im Libanon, dass Israel "gezielt palästinensische Kinder ermordet". Auf diese "zügellose Kritik" des türkischen Premiers erwiderte das israelische Außenministerium: "Die Türken sind die Letzten, die dem Staat Israel und seiner Armee moralische Lektionen erteilen können, zumal Israel die moralischste Armee der Welt hat."

Kein Glas Wasser

Dem türkischen Gast wurde nicht einmal ein Glas Wasser angeboten. Der Botschafter musste zudem mehrere Minuten lang vor der verschlossenen Tür des Büros warten. Denn Bedienstete der Knesset hatten die üblichen Getränke und Knabbergebäck aufgefahren. Als die hohen Beamten das sahen, mussten diese kleinen Symbole einer selbstverständlichen Gastfreundschaft erst einmal wieder abgeräumt werden. Erst danach öffnete sich die Tür und der Diplomat durfte den Raum betreten. Die mit "ernster Miene" dreinschauenden israelischen Beamten schüttelten dem Botschafter nicht einmal die Hand zur Begrüßung die Hand.

Beinahe Botschafter-Abberufung

Israels Außenminister Avigdor Lieberman wollte eigentlich den israelischen Botschafter aus Ankara abberufen. Das ist in der Sprache der Diplomaten die schärfste Form des Protestes. Doch Ministerpräsident Benjamin Netanyahu widersprach. Daraufhin wurde am Montag der türkische Botschafter kurzfristig in das Büro Ayalons in der Knesset vorgeladen, um ihn zu erniedrigen. Fotografen und Kameraleute wurden gerufen, die Szene zu dokumentieren. Ayalon gab persönlich die Regieanweisungen. Seine Worte, worauf die Fotografen achten sollten, die niedrige Bank für den Gast, die hohen Stühle für die Israelis, die fehlenden Getränke und das einsame Fähnchen auf dem Tisch, wurden mitgeschnitten und dienten am Dienstag als Vorlage für lange Diskussionen im Radio. Da wurden Türkei-Experten, Diplomaten und Geschäftsleute befragt, ob das die "feine Art" sei.

Peinliches Treffen

Die Zeitungen setzten ein entsprechendes Bild des peinlichen Treffens auf ihre Titelseiten. Politische Korrespondenten berichteten aus Diplomatenkreisen, dass Israel beschlossen habe, "jede Attacke auf den Staat Israel mit einer aggressiven Antwort" zu erwidern. Das entspreche der Politik gegenüber dem Gazastreifen. Jedem Raketenangriff auf Israel folgt ein Bombardement der Schmugglertunnel und anderer Ziele.

In den israelischen Medien wurde das Verhalten des stellvertretenden Außenministers Ayalon als "geschmacklos" und "schädlich für Israel" kritisiert. Verschiedene Zeitungen berichteten, dass hinter der Erniedrigung des türkischen Botschafters eine ganz andere Absicht steckte. Außenminister Liberman sei wütend über Verteidigungsminister Ehud Barak, weil der sich weigere, einer Hochschule in Ariel im besetzten Westjordanland den Status einer Universität zu verleihen. Durch das undiplomatische Vorgehen gegen den türkischen Botschafter wollte Liebermann angeblich einen geplanten Türkei-Besuch Baraks schon im Voraus zum Scheitern bringen... (APA)