Für die Jugendorganisationen von SPÖ und ÖVP startet das neue Jahr mit inhaltlichen Diskussionen. Sowohl die Sozialistische Jugend (SJ) als auch die Junge ÖVP (JVP) haben kreativerweise den Veranstaltungsnamen "Denkfabrik" gewählt und wollen sich zu Jahresbeginn neue Konzepte ausdenken.
SJ in Wien, JVP am Land
Die SJ sucht Antworten auf die Krise der Sozialdemokratie. "Wir wollen ein Programm für die Sozialdemokratie im 21. Jahrhundert erarbeiten", sagt SJ-Vorsitzender Wolfgang Moitzi im Gespräch mit derStandard.at. Die Wahlen in letzter Zeit hätten gezeigt, dass es "extreme Defizite" in der SPÖ gibt: "Wir wollen einen Erneuerungsprozess in Gang bringen". Unterstützt wird die Sozialistische Jugend von einem Proponententeam, darunter die Ex-Minister Erwin Buchinger und Helga Konrad, die ehemalige ÖH-Vorsitzene Barbara Blaha oder der steirische Landtagspräsident Kurt Flecker. Der Auftakt zur SJ-"Denkfabrik" findet am Mittwoch im Rabenhof in Wien statt.
Die JVP zieht es aufs Land, nach Altlengbach. Dort wird am kommenden Wochenende über Migrations- und Integrationspolitik diskutiert. Weitere Wochenenden mit den Themen Agrarpolitik, Umweltschutz, Entwicklungszusammenarbeit, Bildungspolitik, Werte & Verantwortung, Wirtschafts- und Sozialpolitik sowie Europapolitik sind in Planung. "Mitmachen können auch Jugendliche, die nicht bei der JVP sind", sagt JVP-Chef Sebastian Kurz im Gespräch mit derStandard.at. Fürs erste Wochenende sind die Plätze zwar schon ausgebucht, für die restlichen kann man sich aber noch anmelden.
"Namen von uns gestohlen"
Den Namen "Denkfabrik" wollen natürlich beide als erste entdeckt haben. JVP-Kurz sagt, die SJ habe ursprünglich von einer "Denkwerkstatt" gesprochen, sie hingegen hätten den Namen "Denkfabrik" schon länger im Visier gehabt. SJ-Moitzi meint jedoch: "Entweder sie haben den Namen von uns gestohlen oder es ist Zufall. Der Verdacht liegt aber natürlich nahe, dass sie sich ihn von uns abgeschaut haben."
Er findet im Übrigen, dass "Denkfabrik" gut zu einer sozialistischen Debatte passt. Denn das Wort "Fabrik" erinnere daran, dass die Partei ursprünglich für die Arbeiter da war. Umbenennen will er den Programmprozess nicht. Und auch Kurz denkt nicht daran: "Vielleicht wird die SJ ihre Veranstaltung umbenennen, wir tun das sicher nicht." (rwh, derStandard.at, 12.1.2010)