EADS-Chef Louis Gallois ist aufgewühlt. Der Airbus-Mutterkonzern kann und will sich die hohen Kosten des europäischen Militärtransporters A400M nicht mehr leisten. "Derzeit sind es bis zu 150 Millionen Euro pro Monat" , so Gallois bei der Neujahrspressekonferenz von EADS und Airbus in Sevilla. Noch bis Mitte dieses Jahres werde investiert. Doch dann ist Schluss. Ob dann das Projekt auf Eis gelegt, Leute abgebaut werden oder ein anderes Szenario in Kraft treten wird, wollte der Franzose nicht kommentieren. Er setzte auf Verhandlungen mit den Käuferländern.

Zum Hintergrund: Das Projekt A400M hat sich verzögert und bescherte EADS Kostenüberschreitungen von mehr als fünf Milliarden Euro. Um einen Ausweg zu finden, treffen sich diese Woche die sieben A400M Käuferländer Deutschland, Belgien, Großbritannien, Frankreich, Luxemburg, Spanien und die Türkei, die insgesamt 180 Stück zum Festpreis von 20 Mrd. Euro bestellt haben. Diese Nationen sollen nun 5,3 Mrd. Mehrkosten übernehmen.

"Bis 31. Jänner müssen wir eine Entscheidung finden", so Gallois, der nicht mit Selbstkritik sparte. "Wir machten einen Fehler. Damals beim Start des Projektes im Jahr 2003 hatten wir einen fixen Kaufpreis und ein unrealistisches Auslieferungsdatum gemacht. Dennoch, wir glauben, dass wir nun unsere Aufgaben erfüllt haben." Der Jungfernflug der A400M wurde im Dezember absolviert.

Auch Airbus-Chef Tom Enders wird im Standard-Gespräch deutlich. "Ohne einen signifikanten Beitrag von den Regierungen können wir keine erfolgreiche Durchführung garantieren. Ich trage Verantwortung für Airbus und werde nicht zulassen, dass der A400M unsere Firma gefährdet. Wollen wir unsere Spitzenposition im globalen Markt halten, können wir nicht monatlich Verluste hinnehmen." Sollte es zu keiner Einigung kommen, droht der Verluste von Arbeitsplätzen und der Zusammenbruch von zahlreichen Zulieferketten. Europaweit hängen rund 40.000 Arbeitsplätze am A400M.

Große Nachfrage

Dabei wird dieses Flugzeug von den Militärs dringend benötigt, um alte Transporter wie die legendäre Hercules oder Transall zu ersetzen. Der viermotorige A400M Militärtransporter soll ab 2013 im Einsatz stehen und ist eine Gemeinschaftsproduktion von sieben Ländern, die sich beim A400M günstige Kosten bei Einsatz oder Ausbildung des Personals erhoffen. Das 2003 gestartete Projekt hatte massive Probleme bei Triebwerken, Verkabelung, Software und Gewicht.

Die Bremser der Zahlungswilligkeit dieser Nachforderung orten EADS-Beobachter in Berlin. Die Deutschen, die 60 A400M bestellten, pochen auf die Einhaltung des bestehenden Vertrages. (Kurt Hofmann aus Sevilla, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2010)