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Ashton Kutcher will mit seiner Firma Katalyst die Unterhaltungsbranche verändern

Foto: Reuters

Nicht nur der Zeitungsmarkt auch das Fernseh- und Filmgeschäft hat schon bessere Zeiten als die gegenwärtigen gesehen. Der gemeinsame Feind ist das Internet. Während der Print-Welt die Leser und Anzeigen dahinbröckeln, weil sich die Menschen im Web kostenlos informieren, verlieren die Fernsehsender und Hollywood-Studios zunehmend im Bereich Home Entertainment. So wurden in den USA 2009 erstmals weniger Umsatz mit DVDs als mit Kinokarten gemacht. Vor allem junge User sind vom Fernsehschirm zum Computer-Display abgewandert. Wer sich diesen Markt nun erschließen kann, wird die kommenden Jahre des Entertainments dominieren. Zwei, die hier nun vorbauen, sind Apple und Ashton Kutcher.

YouTube im Realtime

Kutcher, den meisten wohl bekannt als Schauspieler und Mann von Hollywood-Star Demi Moore, zählt nicht zu den Promis, die bei Karriereflaute über Plattformen wie Twitter und Facebook mit Skandälchen im Gespräch bleiben wollen. Der 31-Jährige versucht mit seiner Firma Katalyst Media tatsächlich eine Veränderung der Unterhaltungsbranche herbeizuführen - oder zumindest von der Veränderung zu profitieren. Gelingen soll das mit einer Partnerschaft mit der Plattform Ustream, über die jeder User seinen eigenen Live-Stream verbreiten kann - YouTube in Realtime.

Vermittler im Social Media-Business

"Wer auch immer Live-Video richtig macht, wird gewinnen", folgert Kutcher gegenüber Wired. Mit Katalyst will der Schauspieler die User mit den Werbekunden und der richtigen Technologie zusammenbringen. Hollywood sei ein aussterbendes Geschäft. Die Zukunft liege in Mikroproduktionen der User. Die Konsumenten sollen entscheiden, was gefilmt wird - und auch gleich die Werbung übernehmen. Er selbst sieht sich als Vermittler im Social Media-Geschäft. Einige solche Projekte hat er bereits umgesetzt. So hat Kutcher etwa für Kellogg's ein Werbevideo aus Hunderten ihm dazu eingeschickten User-Clips produziert, das über Facebook verbreitet wurde.

Social Broadcasting über iTunes

In dieselbe Kerbe will auch Apple schlagen. Die Veröffentlichung der Ustream-App für das iPhone, die auch Kutcher für seine Live-Streams nutzt, war nur einer der ersten Schritte. Sukzessive soll iTunes zur Social Media-Plattform ausgebaut werden und die User nicht mehr nur mit Musik, Videos und Filmen professioneller Labels und Studios versorgen. Die Akquisition des Streaming-Dienstes Lala Music im Dezember legt nahe, dass man in Cupertino an einem Service für Echtzeit-Inhalte werkt. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass User in Zukunft über iTunes ihre eigene Show streamen können. Dass von Usern produzierte Realtime-Inhalte nicht nur für die Community, sondern auch für Anzeigenkunden und Unternehmen höchst interessant sind, haben Twitter und Facebook bereits bewiesen. Nach Text und Fotos sollen nun eben auch Videos folgen.

Content zählt, nicht die Hardware

Abzuwarten bleibt, wie die Fernsehbranche darauf reagiert. Gegen das Online-News-Geschäft hat die Print-Welt bislang bekanntlich noch immer kein Gegenrezept gefunden. Kostenpflichtige Online-Versionen der Print-Ausgaben scheiterten an der mangelnden Zahlungsbereitschaft der User und an den Suchmaschinen, die auch Bezahl-Artikel aufspüren. Frischen Wind erhofft man sich von Tablets und E-Book-Readern. Und auch hier will Apple - obwohl offiziell natürlich nicht bestätigt - mit einem eigenen Tablet gleich von Anfang an dabei sein. Auf der vergangenen CES waren Tablets eines der heißesten Themen. Dass der iTunes-Store auf einem etwaigen Apple Tablet, das dem Vernehmen nach iSlate heißen soll, eine wichtige Rolle spielen wird, scheint gesichert. Und so soll es voraussichtlich kein Notebook mit Touchscreen, ohne Tastatur werden, sondern vor allem ein Vehikel sein, das die richtigen Inhalte - Apps, Musik, Videos, E-Books und Zeitschriften - an die User bringt. Content ist das Zauberwort, mit dem auch E-Book-Reader wie Amazons Kindle punkten. Und den Content sieht Ashton Kutcher in Zukunft vor allem in den Händen der User. (Birgit Riegler/ derStandard.at 23. Jänner 2010)