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Wien - Börsegang gab es in Wien im Finanzkrisenjahr 2009 keinen, auch Kapitalerhöhungen blieben rar. Letzteres soll sich heuer ändern. "Es gibt sehr viele Gespräche. Es wird sicher ein schwieriges Jahr für IPOs, aber es wird ein Jahr für Kapitalerhöhungen werden", sagte die Chefanalystin der Raiffeisen Centrobank (RCB), Birgit Kuras, am Dienstag vor Journalisten in Wien.

Nach ihren Worten prüfen "sehr viele Unternehmen", sich mit Eigenkapital einzudecken. Sie stellten annähernd die Hälfte der Marktkapitalisierung. Namen nannte sie nicht. Bekannt seien Pläne in der Immo-Branche.

2009 waren viele Börsefirmen von Umsatzeinbrüchen, Restrukturierungskosten und Firmenwertabschreibungen geplagt. Investitionen wurden zurückgestellt. Endete das Jahr für die Börsianer von Wien pragmatisch ("Hurra wir leben noch"), so sagen die Kapitalmarktexperten von Raiffeisen für die zweite Jahreshälfte 2010 wieder Bewegung im M&A-Markt voraus. Begleitet mit entsprechendem Kapitalbedarf.

Wer eine robuste Bilanzstruktur habe, gehe gestärkt aus der Krise hervor. Schwachbrüstigen hingegen gehe die Luft aus. Wer Speck angesetzt habe, könne zuschlagen, sagte Kuras. Targets gebe es viele. Von Investoren würde es nicht als unanständig gesehen, sich mit Kapital einzudecken, um zugreifen zu können, wenn sich Gelegenheit dazu biete.

Externe Einflüsse

Externe Einflüsse werden die Entwicklung des ATX weiter stark prägen. Aber nicht mehr so dominierend wie 2009. Kuras sieht 2010 ein Comeback der Unternehmensanalyse. In ihren Einstufungen haben die RCB-Experten zwar die Indizes der wesentlichen Aktienmärkte in Zentral/Osteuropa inklusive Wien auf "Verkauf" gestellt. Bei den gecoverten Aktien in Österreich bzw. CEE ist trotzdem "Halten" die schlechteste Stufe. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für Wien wird bei 13 gesehen. Für das jetzige erste Quartal wird ein Kursrückgang im ATX (Dienstag: 2.643) auf rund 2.300 Punkte (Band: 2.100 bis 2.650) für möglich gehalten. Bis Jahresende sollte sich der ATX aber höher, bei 2.900 Punkten einpendeln.

An den Märkten in Osteuropa - für deren Volkswirtschaften 2009 großteils Weltuntergangsstimmung herrschte - ist trügerische Ruhe, findet man bei Raiffeisen. In Russland, Ukraine, Rumänien oder Ungarn, in denen die Wirtschaftszahlen schlecht waren, gab es 2009 paradoxerweise die stärksten Börse-Kursgewinne. Wegen dieser überdurchschnittlichen Kursanstiege könnte es dort nun auch zu gröberen Abschlägen kommen. Kuras und RZB-Chefanalyst Peter Brezinschek sehen in den nächsten Monaten Kurskorrekturen an den CEE-Börsen von 10 bis 20 Prozent.

Die Ost-Aktienmärkte werden sich, so Brezinschek, einer Korrektur auf den etablierten Aktienmärkten, auslaufenden Carry Trades und einem globalen Liquiditätsentzug nicht entziehen können. Dass die wirtschaftliche Erholung in CEE bescheiden ausfallen wird, liege an den hohen Budgetdefizitären "von Prag bis Moskau". 2011 sollten sich die Aussichten für die CEE-Märkte aber aufhellen, das könnte die zweite Jahreshälfte freundlicher machen. (APA)