Das Präsidium der Journalistengewerkschaft konstituiert sich am Mittwoch neu. Zur Wiederwahl steht der bisherige Vorsitzende Franz C. Bauer, der sich in einer neuen Funktionsperiode vor allem mit den Verhandlungen über den Tageszeitungs-Kollektivvertrag beschäftigen wird müssen. Die nächste Runde mit den Verlegern folgt am kommenden Donnerstag. Hauptpunkte sind der Geltungsbereich, wo sich die Gewerkschaft mehr Rechtssicherheit wünscht, sowie die Tarife, die nach Ansicht Bauers erst am Schluss stehen werden.

Der bestehende Kollektivvertrag sei in vielen Fällen nur mehr eine "theoretische Schönheit", da dieser oftmals über Auslagerungen oder persönlichen Druck auf die Journalisten umgangen werde, sagte Bauer am Dienstag. Hier brauche es mehr Rechtssicherheit für beide Seiten. Auch die Verleger sollen sich nicht einem Lohndumping der Mitbewerber ausgesetzt sehen, betonte er.

Hier seien sich beide Seiten im Dezember "vom Prinzip her sehr, sehr nahe gekommen". Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) habe hier "einen Weg vorgeschlagen, den sich einige aus dem Verhandlungsteam der Gewerkschaft vorstellen können". Es brauche aber noch einiges an Überzeugungsarbeit, räumte Bauer ein, der die am Tisch liegenden Szenarien selbst für "einen gangbaren Weg" hält.

Petz sieht "Meilenstein"

VÖZ-Verhandlungsführer Hermann Petz sprach von einem "Meilenstein", der im Dezember zwischen VÖZ und Gewerkschaft erreicht wurde. Man habe sich hier weitgehend über den Geltungsbereich für den neuen Kollektivvertrag geeinigt und könne nun in der nächsten Verhandlungsrunde am Donnerstag über das Geld reden, hofft Petz. Details über die vom VÖZ vorgelegten Vorschläge wollte er freilich nicht preisgeben.

Bauer sieht den Status quo weniger optimistisch und glaubt nicht, dass am Donnerstag bereits über Tarife gesprochen werde. Er wünscht sich indes zunächst eine genaue Funktionsbeschreibung, die erfüllt werden muss, um in den neuen KV zu fallen. Dem kolportierten Vorschlag von Verlegerseite, eine freiwillige Anwendung des neuen KV zu erreichen, indem man im Abtausch dafür eine gewisse Mindestanzahl von Journalisten definiert, die in die neue Regelung fallen und dort auch verbleiben werden, kann der Gewerkschafter wenig abgewinnen.

Dies entspreche nicht einer dynamischen Branche. Wenn etwa deutlich mehr oder deutlich weniger Arbeitsplätze vorhanden seien, mache es wenig Sinn, eine fixe Zahl von Journalisten zu haben, die nach dem neuen Vertrag bezahlt würden. Außerdem gebe es keine Sanktionsmöglichkeiten. Laut Bauer sind Geltungsbereich und Tarife die nach wie vor heikelsten Punkte. (APA)