Warschau - Die polnische Regierung will die Börse in Warschau GPW nun im vierten Quartal 2010 privatisieren, erklärte Schatzminister Aleksander Grad am Dienstag dem polnischen Fernsehsender TVN. Davor sollen noch andere staatlich kontrollierte Unternehmen an der Börse debütieren, "um deren Kapitalisierung zu erhöhen", erklärte Grad. Er nannte unter anderem den Versicherer PZU und das Energieunternehmen Tauron, deren Teilprivatisierung für 2010 bereits angekündigt wurden.

Grad bestätigte die bisherigen Medienberichte über die geplante Privatisierung der GPW über die Börse. Die Zeitungen "Rzeczpospolita" und "Parkiet" hatten schon im vergangenen Jahr unter Berufung auf anonyme Quellen gemeldet, dass 15 Prozent der Aktien für Privatanleger reserviert sein sollen, 30 Prozent sollen Investment- und Rentenfonds erhalten und weitere 30 Prozent an der Börse notierte Unternehmen.

Am Dienstag zahlte die GPW ihren Aktionären und damit vor allem dem polnischen Staat, der zurzeit knapp 99 Prozent der Aktien hält, eine Dividende von 506 Mio. Zloty (123 Mio. Euro) aus. GPW-Chef Ludwik Sobolewski erklärte der Zeitung "Rzeczpospolita", dieser Schritt sei notwendig gewesen, um beim Verkauf der Gesellschaft nicht auch "Bargeld zu privatisieren". Die GPW arbeite bereits am Emissionsprospekt für einen Börsengang, der noch im Jänner fertiggestellt werde, so Sobolewski zur "Rzeczpospolita".

Die Privatisierung der GPW war schon für das vergangene Jahr geplant. Ein Mehrheitspaket sollte an einen "strategischen Investor" verkauft werden. Nur die Deutsche Börse legte ein Angebot. Allerdings war das Schatzministerium damit nicht zufrieden und verlangte vergeblich eine Nachbesserung. Die Wiener Börse, die nach wie vor am Parkett in Warschau interessiert ist, wurde von Polen bei diesem Privatisierungsverfahren von vornherein als Investor ausgeschlossen. (APA)