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Zeichensprache ist gut, aber im Arbeitsleben oft nicht genug: Zugewanderte werden in berufsspezifischem Deutsch trainiert

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Während Sozialpartner und Regierung noch darüber streiten, wie sich Arbeitsmigration am besten steuern lässt, setzt die Wirtschaftskammer Wien Taten: Anstatt auf hochqualifizierte Neuankömmlinge zu warten, qualifiziert man selber nach.
Drittstaatsangehörige, vor allem aus der Türkei und aus Ex-Jugoslawien, sollen nun durch Sprach- und Wirtschaftskurse geschleust werden, um am Jobmarkt besser einsetzbar zu sein. Schließlich hätten alle etwas davon: Denn die gute berufliche Integration der Zugewanderten "sorgt wesentlich für soziale Stabilität", sagt Brigitte Jank, Präsidentin der Wirtschaftskammer Wien (WKW).

"Wir wissen ja, wo es hapert: Sich auf Deutsch verständigen kann man schnell. Aber sich von diesem Niveau aus zu steigern, schaffen die wenigsten", meint Sami Akpinar, Ethnischer Beauftragter der WKW. 

Um diese Rillen auszubügeln, setzt das Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI) nun sogenannte "WIP"-Kurse aufs Programm: In einem halbjährlichen Lehrgang sollen Menschen aus der Türkei und Ex-Jugoslawien berufsbezogen Deutsch lernen und im Umgang mit Behörden geschult werden.

Deutsch im Job trainieren

"Wir glauben, dass es besser ist, die deutsche Sprache möglichst praxisnah zu lernen", erklärt Wifi-Weiterbildungsleiter Hannes Knett. Anders gesagt: Trainiert wird die Konversation mit dem Abteilungsleiter. Wer privat mit Arzt oder Bankbeamtin kommunizieren will, möge sich selber weiterhelfen.

Zielgruppe sind ArbeitnehmerInnen und Selbstständige, die sich für höhere Ansprüche trimmen wollen, aber auch Arbeitslose. Offiziell kostet der Lehrgang 450 Euro - mit Förderungen sinkt der Beitrag, der auch in Raten bezahlt werden kann, jedoch auf 250 Euro. Arbeitslose dürften außerdem mit teils kräftigen Individualförderungen durch das AMS rechnen, glaubt Knett.

Auch berufsbegleitend

Der Kurs findet jeweils an drei Vormittagen - und für Berufstätige an drei Abenden - pro Woche statt, Teil des Lehrgangs sind auch Besuche in Wiener Unternehmen, um neue Einblicke zu erhalten und Kontakte zu potenziellen ArbeitgeberInnen zu knüpfen. Um gleich nachhaken zu können, wird das Bewerbungs-Schreiben trainiert - anders als in herkömmlichen AMS-Kursen wird hier aber auch auf herkunftsbedingte Missverständnisse oder Fehlinformationen eingegangen, zum Teil wird der Kurs in der Muttersprache geführt.

Wer teilnehmen will, muss türkischer oder bosnisch/kroatisch/serbischer Erstsprache sein und Grundkenntnisse in Deutsch vorweisen können. Vorausgesetzt wird zudem ein Drittstaats-Pass - wobei es an letzterem "nicht scheitern soll", sagt Knett.

Der erste Lehrgang beginnt am 6. April, pro Klasse stehen maximal zehn und insgesamt 80 Plätze zur Verfügung. Infoveranstaltungen finden am 19. Februar und am 10. März jeweils abends statt. (mas, derStandard.at, 12.1.2009)