73 Prozent der österreichischen Urlauber hatten im vergangenen Jahr im Urlaub mit Frust zu kämpfen. Oft sind es Behörden-Schikanen, die Ärger im Urlaub verursachen, hat eine Umfrage des ÖAMTC über das Reiseverhalten der Österreicher ergeben. 150.000 Mal haben sich Mitglieder im Jahr 2009 an die Rechtsberatung des Autofahrerclubs gewandt.
Italien vor Slowenien und Deutschland
Im "Reise-Schikanen-Ranking" der ÖAMTC-Juristen führt Italien mit den meisten gemeldeten Problemfällen unangefochten vor Slowenien, Deutschland, Kroatien und Ungarn. "Im Vergleich zum Jahr 2008 haben sich die gemeldeten Problemfälle betreffend Fahrverbots- und Umweltzonen nahezu verdoppelt. Außerdem ist Ungarn erstmals durch die Bank negativ aufgefallen", sagte Juristin Verena Pronebner.
Umweltzonen und Fahrverbote in Deutschland und Italien ärgerten die Autofahrer: Die "zona traffico limitato" ist eine in vielen italienischen Städten bestehende begrenzte Zone, in die man nur mit Sondergenehmigung einfahren darf. Die Hinweise auf den Zusatztafeln sind den Reisenden aber teilweise unverständlich. Viele fahren dadurch in die teure Falle. "Die Strafen liegen bei mindestens 74 Euro und werden als zu hoch empfunden", so Pronebner. Außerdem würden die italienischen Behörden die Strafen oft verspätet zustellen, sodass sie eigentlich verjährt seien. "Italienische Behörden versuchen über Inkassobüros alte, verjährte Strafen einzufordern", kritisierte die Juristin. Deutsche Umweltzonen seien oftmals schlecht als solche erkennbar.
"Viel Ärger um Vignettenpflicht in Slowenien"
Besonders in Slowenien, Ungarn und Kroatien herrscht laut ÖAMTC Behördenwillkür. "Viel Ärger hat es wieder rund um die Vignettenpflicht in Slowenien gegeben", sagte Pronebner. Beispielsweise wurden Autofahrer ohne Vignette von der Polizei auf eine mautpflichtige Autobahn umgeleitet und dort abgestraft. Ungarn sei durch die Bank negativ aufgefallen: Strafbescheide würden nur auf Ungarisch zugestellt, die Zollfreigrenzen ignoriert und bei Polizeikontrollen überwiege der Eindruck, dass bloß abkassiert werden soll.
Auch in Kroatien kam es zu ärgerlichen Abkassieraktionen, wenn Touristen zum Beispiel eine Mautgebühr in Euro statt in der Landeswährung Kuna begleichen wollten. Auch habe ein kroatischer Polizist in einem Fall fälschlich behauptet, dass das Mitführen der grünen Versicherungskarte zwingend sei, unter Androhung einer Strafe von rund 2.000 Euro.
Klassiker sind der schlechte Zustand der Unterkunft, Lärmbelästigungen und der Verlust des Reisegepäcks. "Dazu kamen Flugverspätungen oder Annullierungen, die die Telefone der ÖAMTC-Rechtsberatung heißlaufen ließen", schilderte die Juristin.
Probleme mit Mietwagen
Einige Urlauber sahen sich im Urlaub mit schikanösen Praktiken beim Ausleihen eines Mietwagens konfrontiert. Pronebner nannte exemplarisch zwei Vorkommnisse: "In einem Fall wurden bei der Rückgabe Schäden verrechnet, die nicht von dem Clubmitglied verursacht worden sind. Einem anderen Mitglied wurde Benzingeld in Rechnung gestellt, obwohl der Wagen vollgetankt zurückgegeben worden ist."
Österreicher sparten 2009 beim Reisen
Im Vorjahr wurden im Durchschnitt gleich viele Urlaubsreisen (ab vier Übernachtungen) unternommen wie 2008, geht aus einer Umfrage der ÖAMTC-Touristik hervor. Im Schnitt waren es wieder zwei Reisen. Besonders ältere Personen zwischen 60 und 65 Jahren erwiesen sich als sehr reiselustig, 36 Prozent verreisten viermal im Jahr oder häufiger. "Änderungen gab es aber bei der Auswahl der Reiseziele, beim gewählten Verkehrsmittel zur Anreise und bei den Unterkünften," teilte ÖAMTC-Touristikerin Silvie Bergant mit.
Die Österreicher blieben demnach etwas häufiger als im Jahr zuvor in der Heimat (plus 2 Prozent), im europäischen Ausland waren vor allem Reisen nach Griechenland rückläufig (minus 6 Prozent). Diesem Trend entsprechend waren 2009 mit einem Anteil von 60 Prozent mehr Urlauber mit dem Auto unterwegs (plus 4 Prozent). Dafür wurden weniger Flugreisen unternommen (26 Prozent), was einem Minus von 7 Prozent entspricht.
In Mittelklassehotels stieg man laut ÖAMTC-Touristik signifikant seltener ab (minus 5 Prozent). "Bevorzugt wurden einfache Unterkünfte wie beispielsweise Ferienhäuser, Privatpensionen, Gasthöfe oder Jugendherbergen", so Bergant. Hier gab es im Jahresabstand einen Anstieg von 5 Prozent. (APA)