Der Termin am Mittwoch Abend ist einer ganz nach dem Geschmack von Angela Merkel. In Berlin wird die deutsche Kanzlerin den neuen, ständigen Präsidenten des Europäischen Rates, Herman Van Rompuy, empfangen. Am Donnerstag jedoch ist es mit der großen Bühne schon wieder vorbei. Da muss sich Merkel ihrer Partei stellen, und das wird ein vergleichsweise weniger einfaches Treffen werden.

Zwei Tage lang sitzt der CDU-Bundesvorstand zusammen, um den Ausgang der Bundestagswahl im September aufzuarbeiten. Eine Diskussionsgrundlage gibt es auch bereits - in Form eines Brandbriefs. Voller Frust haben führende CDU-Politiker aus vier Bundesländern einen Brief an Merkel geschrieben und diesen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung veröffentlicht.

Darin beklagen die Vorsitzenden der CDU-Fraktionen in den Landtagen von Hessen (Christean Wagner), Sachsen (Steffen Flath) und Thüringen (Mike Mohring) sowie die Vizechefin der brandenburgischen CDU-Fraktion, Saskia Ludwig, Merkels fehlendes Profil. Sie sei im Wahlkampf nicht als CDU-Chefin aufgetreten, sondern habe als Regierungschefin der (damaligen) großen Koalition agiert.

"Der präsidiale Stil der Kanzlerin brachte ihr zwar hohe Popularitätswerte, aber wenig parteipolitische Identifikation", heißt es in dem Schreiben. Fazit der vier Kritiker: Dass es nun eine schwarz-gelbe Regierung gebe, sei nicht Ergebnis von überzeugender Wahlkampfstrategie, "vielmehr hatte die Union schlichtweg Glück".

Zwar sprangen Merkel umgehend einige CDU-Granden zur Seite, auch Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ließ wissen, dass er den Führungsstil seiner Chefin "exzellent" findet. Doch in Teilen der Partei gärt es weiterhin. "Mehr CDU pur" , wünscht sich etwa der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU).

Christliche Werte betonen

Um die konservativen Gemüter zu beruhigen, hat CDU-Generalsekretär Herrmann Gröhe zur Klausurtagung den Chef katholischen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, eingeladen. Denn künftig wolle die CDU wieder das christliche Wertefundament der Partei betonen.

Mit derlei Segen gestärkt, muss sich Merkel nach Ende der CDU-Klausur auf ein weiteres schwieriges Treffen vorbereiten. Am Sonntag findet ein Sechs-Augen-Gespräch zwischen ihr, CSU-Chef Horst Seehofer und FDP-Chef Guido Westerwelle statt. Wichtigstes Thema: der nicht enden wollende Streit um Steuersenkungen. Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) plädiert nun dafür, die ab 2011 geplanten Entlastungen von 20 Milliarden Euro zu verschieben, zu verringern oder durch Etatkürzungen auszugleichen. Die FDP lehnt dies ab. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2010)