Innsbruck - Innsbrucker Geologen zweifeln an der langfristigen Sicherheit eines geplanten amerikanischen Endlagers für radioaktiven Abfall im Yucca Mountain (US-Bundesstaat Nevada). Dies geht aus den Ergebnissen einer Untersuchung von Gesteinsproben aus einem Stollen in diesem Gebiet hervor. Die Experten teilten am Montag in einer Aussendung mit, dass das bisherige hydrologische Modell von Yucca Mountain zu kurz greife.
Mit einer an der Universität Innsbruck entwickelten Methode haben Yuri Dublyansky und Christoph Spötl vom Institut für Geologie und Paläontologie Kalzitproben untersucht, in dem sie winzige Einschlüsse in diesen Kristallen auf ihre Isotopen-Zusammensetzung analysierten. Diese Flüssigkeitseinschlüsse enthalten Mikro-Proben des ursprünglichen Wassers, das vor Millionen von Jahren durch die Klüfte in Yucca Mountain migriert ist.
Unsicherheit durch aufsteigendes Grundwasser
Die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Earth and Planetary Science Letters veröffentlicht wurden, ergaben, dass die damaligen Grundwässer aus größerer Tiefe aufgestiegen sind, wo sie auf über 100 Grad Celsius erhitzt worden waren. Das Aufdringen von heißem, mineralisiertem Wasser in der jüngeren geologischen Vergangenheit impliziert, dass solche Prozesse auch in Zukunft nicht ausgeschlossen werden können, was für die Langzeitsicherheit des geplanten Endlagers ein schwerwiegender Aspekt ist.
Sieben Milliarden US-Dollar (4,82 Mrd. Euro) wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten vom US Department of Energy investiert, um Yucca Mountain, einen Bergrücken im Süden des Bundesstaates Nevada, unweit der durch die Kernwaffentests bekannten Nevada Test Site gelegen, geologisch und technisch zu erforschen. 2002 beschloss der amerikanische Kongress, Yucca Mountain als einzigen Standort für hoch radioaktiven Abfall in den Vereinigten Staaten auszubauen.
Entscheidung bis 2011
Die US Nuclear Regulatory Commission evaluiert alle wissenschaftlichen Unterlagen und muss bis 2011 entscheiden, ob das geplante Endlager den Sicherheitsbestimmungen entspricht. Unter anderem muss schlüssig belegt werden, dass toxische Radionuklide nicht durch Grundwasserströme an die Erdoberfläche gelangen können. Um dies auch für die ferne Zukunft garantieren zu können, wurde untersucht, ob der Untergrund von Yucca Mountain in der jüngeren geologischen Vergangenheit Grundwasserbewegungen aufgewiesen hat.
Spuren solcher Vorgänge wurden tatsächlich in Form von Kalzitkristallen in offenen Klüften gefunden. US-Wissenschafter fanden heraus, dass diese während der vergangenen elf Millionen Jahre aus wässrigen Lösungen auskristallisierten. Sie zogen jedoch den Schluss, dass aufgrund des Wüstenklimas in Nevada in Zukunft nur sehr bescheidene Mengen an Niederschlagswasser in den Untergrund sickern würden und daher keine ernsthafte Gefährdung des Endlagers zu erwarten sei. (red/APA)