Frech muss man sein und sich was trauen. Was dabei herausschaut, zeigen die Bauern. Einige haben sich gedacht, so eine Biogasanlage wär doch was Schönes. Sie haben sich zusammengetan, Anlagen errichtet und gewartet, dass sich Gase bilden. Dafür gab und gibt es nicht zu knappe Förderungen. Nur zu blöd, dass zwischenzeitlich Mais- und andere Rohstoffpreise in die Höhe geschnellt sind. Plötzlich war Biogas für die Bauern kein Geschäft. Die Allgemeinheit musste einspringen, sonst wären einige Anlagenbetreiber krachen gegangen. Das war vor nunmehr eineinhalb Jahren. Hedging war für viele Bauern ein Fremdwort und ist es wohl immer noch.

Denn auch in den letzten Wochen waren Bauernvertreter massiv unterwegs, um für ihre Klientel das Beste herauszuschlagen. Trotz inzwischen gesunkener Rohstoffpreise erhalten die Betreiber alter Biogasanlagen neuerlich einen Zuschlag von drei Cent je Kilowattstunde. Dem Wirtschaftsminister, der eine entsprechende Verordnung demnächst erlassen wird, schickten die Bauern zu Weihnachten eine Lupe und ein Hörgerät, auf dass er ihre Anliegen richtig lese und auch garantiert nicht überhöre. Mit Erfolg, wie sich zeigt.

Das unternehmerische Risiko trägt - erraten - der Steuerzahler. Nicht auszudenken, was passiert, wenn auch andere Berufsgruppen beginnen, bauernschlau zu werden. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2010)