Berlin - N24-Geschäftsführer Torsten Rossmann plant, den zu ProSiebenSat.1 gehörenden Berliner Nachrichtensender selbst zu erwerben. "Der Vorstand prüft jetzt konkret, den Sender zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund habe ich mich entschieden, mein unternehmerisches Interesse an N24 deutlich zu machen", sagte Rossmann dem "Tagesspiegel" (Mittwoch-Ausgabe). Der Vorstandsvorsitzende von ProSiebenSat.1, Thomas Ebeling, bestätigte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ), ein Verkauf sei eine Option.

Stefan Aust signalisiert Interesse

An der geplanten Gründung einer gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft, die dann N24 erwerben würde, würde sich unter anderem auch Stefan Aust beteiligen, sagte Rossmann dem "Tagesspiegel". Der Kaufpreis für N24 und deren Tochtergesellschaft Maz&More sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer einzuschätzen und "hängt von den Rahmenbedingungen ab, die noch zu definieren sind".

Bisher liefert N24 für die Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe, Kabel eins, ProSieben und Sat.1, die Nachrichten. Auf die Fortsetzung dieser Zulieferung setzt Rossmann: "Für uns wäre die Beauftragung des Senders mit der Nachrichtenproduktion eine wesentliche Voraussetzung für unser Geschäftsmodell."

240 Mitarbeiter

Feststehe nur, dass "die Kosten sinken sollen", egal, ob N24 beim Fernsehkonzern verbleibe oder verkauft werde. "Hierin liegt die Herausforderung", sagte Rossmann. N24 beschäftigt derzeit rund 240 Mitarbeiter. Rossmann unterstrich, dass bei N24 möglichst viele Mitarbeiter bleiben sollen. "Wir glauben, dass wir das besser hinkriegen als jeder andere Käufer", sagte Rossmann.

Ebeling sagte der "FAZ": "Wir sehen uns jetzt genau an, welche potenziellen Interessenten es für N24 gibt und ob es möglich wäre, den Sender zu angemessenen Bedingungen zu veräußern." Eine Schließung des Senders sei keine Option. Auch könne keine Rede davon sein, dass ProSieben, Sat.1 und Kabel eins künftig ohne Nachrichten auskommen müssten. "Natürlich werden Sat.1, ProSieben und Kabel eins weiterhin Nachrichten zeigen. Dazu stehen wir", sagte Ebeling.

Verlustgeschäft

Was den Verkauf von N24 angehe, werde man Ende des ersten Quartals schlauer sein. Es gelte, die Kosten zu reduzieren. Der Sender mache einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr Verlust. Eine Verkaufsvariante wäre ein Management-Buy-Out, für den Rossmann parat stehe, sagte Ebeling. Rossmann habe mitgeteilt, dass er gemeinsam mit Aust ein Konzept für einen Management-Buyout entwickle, um N24 möglicherweise zu übernehmen.

Der Nachrichtensender N24 war gegründet worden im Jahr 1999 als hundertprozentige Tochter von ProSiebenSat.1, im Jahr darauf nahm N24 den Sendebetrieb auf. N24 bestreitet ein eigenes Nachrichten- und Dokumentarprogramm und beliefert die Sender der ProSiebenSat.1-Gruppe mit Nachrichtensendungen. Im vergangenen Jahr kam N24 bei den jüngeren Zuschauern im Alter bis 49 Jahre auf einen Marktanteil von 1,3 Prozent und beansprucht damit unter den Nachrichtensendern die Marktführerschaft für sich. (APA/apn)