Die exakt 1.186.747 Freunde, die Sarah Palin diesen Dienstag auf Facebook hatte, werden Zulauf bekommen. Denn in Zukunft wird die frühere Gouverneurin von Alaska und republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin ihre kryptokonservativen Ansichten auf einer viel größeren Plattform kundtun können: Fox News, Rupert Murdochs krawalliger Kabelsender für alle Verschwörungstheoretiker rechts des Kommunistenfressers McCarthy, hat die 45-Jährige als Kommentatorin angeworben. Dienstag hatte sie ihren ersten Auftritt - in der beliebtesten Talkshow des Senders, "The O'Reilly Factor".
Damit steht der "Hockey Mom" (Selbstdefinition im Wahlkampf 2008) ein ziemlich großes Tor offen, in das sie ihren PR-Puck bugsieren kann. Palin, die dieser Tage auf Werbetour für ihre Autobiografie Going Rogue (Aus eigener Kraft) ist, kann damit ihre Auflage weit über die ohnehin schon vergriffene Startedition von 1,5 Millionen Stück steigern, tüchtig Geld verdienen und vor allem im Gespräch bleiben - für alles, was da noch kommen mag.
Präsidentschaftskandidatur
Eine Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur 2012 hat sie nie ausgeschlossen. Einige Analysten in Washington rechnen fest damit. Andere geben zu bedenken, dass so ein hochprofilierter TV-Job auch hunderte Stunden Sendematerial und entsprechende Gefahren für einen kommenden Wahlkampf mit sich brächte. Eine dritte Fraktion ist frappiert über den deplorablen Zustand der Grand Old Party, die statt politisch makellosen Führungspersonals sektiererische Dünnbrettbohrer für die Präsidentschaftskandidatur bloß erwägt.
Dass Sarah Palin eher zu Letzteren gehört, gilt seit dem Wahlkampf als erwiesen: In diversen Interviews machte sie eine katastrophale Figur. Auf einen Juxanruf eines kanadischen Radiomachers, der sich als Nicolas Sarkozy ausgab, fiel sie prompt herein. Ihre außenpolitische Expertise beschrieb sie damit, dass man von Alaska aus ja nach Russland hinübersehen könne.
Später kam heraus, dass sich das selbsternannte Rollenmodell der US-Durchschnittsfrau im Wahlkampf für mehr als 150.000 Dollar in Nobelboutiquen einkleiden ließ und die treusorgende fünffache Mutter nur vor den Kameras gab. Waren die ausgeschaltet, plauderte ihr Beinahe-Schwiegersohn Levi Johnston aus, habe sie ihren 2008 geborenen Sohn mit Down-Syndrom indigniert abgegeben. Fox tangiert das alles nicht. Im Gegenteil: "Wir sind gespannt zu hören, was sie denkt", hieß es dort. Wir auch. (Christoph Prantner/DER STANDARD; Printausgabe, 13.1.2010)