Wien - Bereits zum vierten Mal offenbart das Wörterbuch "Hä? - Jugendsprache unplugged" für In- und Outsider die Sphären jugendlicher Kommunikation. Die sich darin befindenden Begriffe wurden ausschließlich von Jugendlichen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz eingeschickt.

"Der checkt heute wieder nulliger" ist nur eine von vielen Wortkombinationen, die im druckfrisch erschienen "Langenscheidt Jugendsprache" entschlüsselt werden. Beispielsätze und deren Übersetzungen findet man auch in Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch. Der Schülerin Iris sind Ausdrücke wie "chillaxen" (chillen, relaxen), "Batteriehuhn" (Mitläuferin) oder "abfucken" (nerven) fremd. "Es ist witzig, aber ich kenne niemanden, der solche Ausdrücke im Alltag gebraucht."

Teenager differenzieren sich heute besonders stark von den letzten Generationen, meinen Jugendforscher. "Grundsätzlich muss man sagen, dass es 'die Jugend' nicht gibt", weiß Philipp Ikrath vom Institut für Jugendkulturforschung. Auch wenn diese Gruppe wie jede andere eine heterogene sei, könne man bestimmte Phänomene und Neigungen festhalten. "Jugendlich zu sein", sei heute keine Übergangsphase, sondern ein Widerstreben gegen das typische erwachsene Leben.

Reaktionen auf diese Fäkalismen seien ganz unterschiedlich. Laut Ikrath "gibt es konservative Sprachpuristen, für die diese Entwicklung einen Verfall der deutschen Sprache darstellt". Andererseits gäbe es Menschen, die diese Entwicklung befürworten.

Doch die Position der "Erwachsenen" spielt für die Etablierung der Jugendsprache, die von verschiedenen Jugendszenen aus dem angloamerikanischen Raum inspiriert wurde, keine relevante Rolle. Die Befürworter und Gegner dieses Prozesses hätten eines gemeinsam, und zwar, "dass sie vieles von dem nicht verstehen".

Leitmedium Internet

Ikrath verweist auf die nach und nach verschwindende Schreib- und Lesekultur der deutschen Sprache. "Zeitungen und Zeitschriften sind für Jugendliche generell ziemlich out - das Leitmedium ist das Internet." Außerdem sei die Informationsaufnahme nicht linear, indem Seite für Seite gelesen werde, sondern man kombiniere Informationsfragmente aus verschiedenen Quellen miteinander.

Viele Wörter würden zum Beispiel aus der HipHop-Szene übernommen, da es keine entsprechende Alternative im Deutschen gibt.

"Ähnlich sinnlos ist es, Wörter wie 'cool' oder 'chillen' einfach nur zu übersetzen", da die Assoziationen, die bei Jugendlichen mitschwingen durch eine Übersetzung die Bedeutung verlieren. Teilweise ist diese Veränderung in der Sprache notwendig, da es keine Entsprechungen dazu gibt. (Nermin Ismail, Elisabeth Dottolo/13.01.2010)