Im Vorfeld der ORF-Publikumsratswahl, die am 26. Jänner startet, verlangen die ÖVP-Senioren einen fixen Sitz im Stiftungsrat für die ältere Generation: Der von den Pensionistenverbänden entsendete Vertreter im Publikumsrat soll auch automatisch in das oberste Aufsichtsgremium aufrücken, forderte der Obmann des ÖVP-Seniorenbundes, Andreas Khol, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Er wies darauf hin, dass die Generation 50 plus zwar die Mehrheit der Seher ausmache, auf diese Gruppe aber keine Rücksicht im Programm genommen werde.

Auf ORF 2 machen die Senioren 76 Prozent der Seher aus, auf ORF 1 immerhin noch 40 Prozent, rechnete Khol vor. "Die 14- bis 49-Jährigen sind nicht gerade die Mehrheit." Dennoch gebe es derzeit kein adäquates Programm, kritisierte er. "Das letzte, was für die Senioren interessant war, hat man abgeschafft."

Der Seniorenbund wünscht sich daher eine Umwidmung des Spartenkanals TW1 auf einen Kultur- und Informationssender. Damit würde man der Abwanderung österreichischer Seher zu deutschen Spartensendern wie Phoenix oder Arte stoppen. Dies solle eine Wahl "für reife Menschen jeden Alters sein", schließlich könne sich auch ein 18-Jähriger für Dokumentationen interessieren, argumentiert Khol.

Kritik am Prozedere der Faxwahl für den Publikumsrat

Der Seniorenbund macht außerdem Werbung für seinen Kandidaten Gerhard Tötschinger. Der Schauspieler, Autor und Fernsehmacher setzt sich für ein anspruchsvolleres Programm ein, dass "älteren Menschen die Chance lässt, zu sagen, wie alt er ist". Traditionell konnten bisher ausschließlich die SPÖ-unterstützten Kandidaten die Publikumsratswahl für sich entscheiden. Der SP-nahe Pensionistenverband hat für die Wahl den bereits im Publikumsrat vertretenen Beppo Mauhart sowie Sophie Bauer vorgeschlagen.

Kritik übte Khol am Prozedere der Faxwahl für den Publikumsrat, da auf den Formularen nicht nach Namen, sondern nach Zahlencodes gewählt wird. Diese müsse man sich mühsam heraussuchen, um seine Wahl abzugeben, was vor allem für ältere Menschen schwierig sei. Außerdem werde das Fax immer mehr vom Internet abgelöst. Der Seniorenbund will daher bei seinen Ortsgruppen Formulare sammeln und abschicken.

"Ein Täuschungsmanöver" wirft er in dem Zusammenhang der SPÖ vor: Diese werbe für ihre Kandidaten zur Publikumsratswahl mit Internetseiten, die offiziellen ORF-Charakter hätten.

Kritik übte Khol am neuen ORF-Gesetz, wo anstelle des Generaldirektors bei Entscheidungen ein "dreistufiges Behördenmonstrum" angerufen werde. Bei weitreichenden Entscheidungen brauche es nach dem derzeitigen Entwurf die Zustimmung von KommAustria, Bundeskommunikationssenat und Verwaltungsgerichtshof, was Khol mit einer "dreiköpfigen Hydra" verglich. (APA)