Bild nicht mehr verfügbar.

Sind Sie bereit für 3D?

Foto: REUTERS/Steve Marcus

Geht es nach den Fernseher-Herstellern, wird 2010 das Jahr der 3D-Revolution. Der Wunsch ist natürlich nicht ganz uneigennützig, denn wer nach Kinofilmen wie Avatar auch zuhause in die dritte Dimension abtauchen möchte, wird nicht um allerlei Neuanschaffungen herum kommen. Was Sie wissen müssen und was Sie alles brauchen, sei hier nach dem aktuellen Stand der Dinge zusammengefasst:

Wie funktioniert 3D-TV heute und bekomme ich davon Kopfweh?

Prinzipiell ist die Technologie 2010 endlich soweit, auch bei Fernsehern ein scharfes und angenehmes 3D-Bild zu generieren. Der Grund dafür sind schnelle Bildwiederholungsraten von mindestens 100 Hz (üblich 200 Hz) und HD-Auflösungen, sowie der Einsatz von batteriebetriebenen Active Shutter-Brillen. Bei dieser Technik wird vom 3D-Fernseher abwechselnd ein Bild an das linke und eines an das rechte Auge gesandt. Daher ist es notwendig, dass der Fernseher über eine hohe Hertzzahl verfügt, da die Bilder für beide Augen gesplittet werden. Im Gegensatz zu altbekannten Anaglyphverfahren (rot/blau-Filterung) bleibt bei Shutter-Brillen die Farbechtheit erhalten.

Ein Schwindelgefühl kann auch bei dieser 3D-Technologie entstehen. Allerdings hat das dann meist mit dem Quellmaterial und nicht mit der Technik an sich zu tun. So werden bei 3D-Filmen ganz gezielt einzelne Bildelemente fokussiert und andere unscharf gezeichnet, um eine natürliche Tiefenunschärfe zu simulieren. Kommt es dabei für den Betrachter zu unerwarteten Fokussierungen, kann das irritierend wirken. Richtige Übelkeitsgefühle sind jedoch nicht zu befürchten. Ein bekannter Negativeffekt beim Shutter-Verfahren sind allerdings Ermüdungserscheinungen.

Brauche ich einen neuen Fernseher für 3D und spielt die Größe eine Rolle?

Ja. Seit der CES 2010 klar, dass nur die neue Generation von 3D-Fernsehern mit dem Shutter-Verfahren kompatibel sein wird.

Dafür gibt es mehrere Gründe. So müssen 3D-Fernseher etwa in der Lage sein, Bildsignale von 100 Hz und darüber sowohl zu verarbeiten als auch auszugeben. Dies bedingt insbesondere stärkere Prozessoren, die in aktuellen 100/200 Hz-Fernsehern nicht enthalten sind. Des Weiteren integrieren die neuen 3D-TVs HDMI-Anschlüsse nach dem neuen Profil 1.4. Der letzte ausschlaggebende Grund ist, dass zur Synchronisation von TV-Bild und Brille ein Infrarot-Emitter benötigt wird. Die neuen Modelle integrieren diesen Emitter.

Wichtig:

Alle 3D-Fernseher sind auch ohne Einbußen zum Konsumieren von 2D-Inhalten geeignet - 3D gibt es so zu sagen als Draufgabe.

Größe:

Um ein optimales 3D-Erlebnis zu haben, sollte der Fernseher nicht zu klein sein, sonst wirkt es, als würde man nicht mitten drin sein, sondern durch ein Fenster sehen. Die benötigte Größe hängt natürlich von Sitzabstand ab, doch sollte in der Regel eine Diagonale ab 46 Zoll einberechnet werden. Umso größer das Bild, desto instensiver das 3D-Erlebnis.

Wo bekomme ich die Shutter-Brillen und kann die jeder tragen?

Die benötigten Shutter-Brillen werden je nach Hersteller mit dem Fernseher mitgeliefert oder sind separat erhältlich. Diese Brillen soll es künftig in verschiedensten Ausführungen geben und eignen sich auch für Brillenträger. Theoretisch sollten die unterschiedlichen 3D-Fernseher und Brillen untereinander kompatibel sein, jedoch fehlt diesbezüglich noch eine Bestätigung seitens der einzelnen Hersteller.

Blu-ray-Player, Spielkonsole, Receiver - was brauche ich sonst noch zum 3D-Schauen?

Blu-ray:

3D-Filme werden zum Start hauptsächlich über Blu-ray verfügbar sein, die die benötigte höhere Speichermenge für "3D Full HD" aufweisen. Die großen Filmstudios haben bereits 3D-Blu-rays für einige Blockbuster wie 2012 oder Avatar angekündigt, aber auch Konzertmitschnitte und Dokumentationen in 3D sind in Produktion.

Wie bei den 3D-Fernsehern braucht es auch hier zertifizierte 3D-Player, die zum Start der Fernseher verfügbar sein werden. Durch die Online-Anbindung werden manche bestehenden Player möglicherweise Upgrade-fähig sein. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht. Der einzige Player, der definitiv ein Software-Update erhalten wird, ist die PlayStation 3 - im Sommer soll es soweit sein.

Spiele:

Am PC gibt es bereits einige Lösungen von Grafikkartenherstellern, die mit Shutter-Brillen den Konsum von Spielen in 3D ermöglichen. Hier gibt es allerdings keinen weit verbreiteten Standard.

Bei Spielkonsolen hat sich bislang nur Sony mit der PlayStation 3 deutlich zu 3D-Gaming bekannt. Auf der CES zeigte man bereits 3D-Versionen von Titeln wie "Gran Turismo", "Super Stardust HD", "WipeOut HD" oder "Major League Baseball". Ob künftig jedes PS3-Spiel in 3D spielbar sein wird, ist noch nicht klar. Hierfür ist ein nachträgliches Update des Codes notwendig.

Insbesondere interessant dürfte der Einsatz von 3D im Zusammenspiel mit Motion Controllern werden.

TV:

Bis 3D-Inhalte über TV-Sender zu empfangen sind, wird es zumindest in Europa noch längere Zeit dauern. In den USA arbeitet man hingegen bereits an diversen Channels für Sport (ESPN) und Dokus (Discovery). In Europa, wenn auch nicht in Österreich, wird zumindest die Fußball WM in Südafrika auf bestimmten Veranstaltungen in 3D übertragen.

Können 2D-Inhalte in 3D geschaut werden?

Ja. Manche Hersteller wie Samsung oder Toshiba werden in ihre Fernseher Prozessoren zur Wandlung von sämtlichen 2D-Inhalten in 3D integrieren. Auf der CES konnten Besucher die Technologie bereits begutachten. Hier stellte sich zwar tatsächlich ein 3D-Effekt ein, allerdings reichte die Qualität ganz klar nicht an native 3D-Inhalte heran.

Wann startet die 3D-Revolution, was kostet sie und was bringt die Zukunft?

Nach zahlreichen Anläufen wird 3D nun tatsächlich ab der zweiten Jahreshälfte in den heimischen Haushalten Einzug halten. Das sollte das breite Angebot an 3D-kompatiblen Fernsehern garantieren.

Wie viel die Geräte genau kosten werden, ist bislang nicht bekannt. Die ersten Modelle werden jedoch eher im höherpreisigen Segment angesiedelt sein. Die Zusatzfunktion 3D könnte als leicht teureres "Trojanisches Feature" bei den Top-Geräten mitgeliefert werden.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 13.1.2010)