Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, Bezirksvorsteher Gerhard Zatlokal und GEWOG-Geschäftsführer Karl Wurm (v.l.) stellten die zahlreichen sicherheitstechnischen Maßnahmen des Pilotprojekts "Sicher Wohnen" vor.

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Die Wohnanlage in der Zwölfergasse (Bild: Visualisierung) wurde im Dezember fertig gestellt. Gegenüber (im Bild ganz rechts) entstehen weitere Wohnbauten mit 265 Wohnungen sowie ein Studentenheim.

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In der Zwölfergasse in Rudolfsheim-Fünfhaus (15. Bezirk), in unmittelbarer Nähe des Wiener Westbahnhofs, hat die Gewog kürzlich ein Wohnhaus fertig gestellt. Die Besonderheit: Schon in die Planung des Objekts mit 36 geförderten Wohnungen wurde der Kriminalpolizeiliche Beratungsdienst eingebunden, denn erklärtes Ziel war es, ein Pilotprojekt für "Sicheres Wohnen" zu schaffen. "Obwohl Wien weltweit zu den sichersten Metropolen zählt, gibt es aber auch in unserer Stadt Einbrüche und Vandalismusakte", betonte Vizebürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei der Präsentation des Gebäudes Mittwochfrüh.

Vandalenakt am Anti-Vandalen-Haus

Einen solchen Akt des Vandalismus konnte Ludwig praktischer-, aber leider auch unfreiwilligerweise gleich anhand der neuen Wohnanlage demonstrieren: Unbekannte Täter hatten die Fassade in der Nacht auf Mittwoch mit zahlreichen Sprüchen wie "Leerstandsnutzung statt Aufwertung" oder "Hausprojekt her!" besprayt. Von Mitarbeitern des Bauträgers Gewog wurde umgehend deren Entfernung veranlasst.

Als "vandalensicher" pries Gewog-Geschäftsführer Karl Wurm später jedenfalls die Gegensprechanlage sowie die Postkästen des Wohnbaus. Letztere sind sogenannte "Durchlade"-Briefkästen und direkt neben dem Hauseingang montiert, "hausfremde Personen" wie Briefträger oder andere Postzusteller müssen deshalb das Haus im Normalfall nicht mehr betreten.

Antipanikschlösser

Weitere Sicherheitsmaßnahmen: Es gibt keine Wohnungen im Erdgeschoß, stattdessen befindet sich dort neben diversen Gemeinschaftsräumen wie Waschküche und Kinderwagenraum etwa eine Garage mit sechs Stellplätzen, die speziell für Frauen reserviert sind (zwölf weitere Stellplätze gibt es im Untergeschoß). Lampen mit Bewegungsmeldern leuchten Eingänge und Einfahrtsbereiche aus, die Stiegenhäuser sind tagsüber natürlich belichtet und sehr hell.

An Haus- und Garagenzugängen wurden selbstverriegelnde Antipanikschlösser (d.h., die Tür verriegelt selbsttätig, sobald sie sich schließt) montiert, im ganzen Haus wurden uneinsichtige Nischen und Ecken nach Möglichkeit vermieden.

Türen der Widerstandsklasse 3

Weil aber optimaler Einbruchsschutz in allgemein zugänglichen Räumen - Stichwort Fluchtwege - ohnehin nicht gewährleistet werden könne, beginne die eigentliche Eigentumssicherheit vor der Wohnungstür, so Ludwig. Chefinspektor August Baumühlner erklärte, dass Einbrüche in Wohnungen " vermehrt von professionellen Tätern vorgenommen werden, die auch massives Einbruchswerkzeug bei sich führen". Wohnungstüren der Widerstandsklasse 3 mit verstärkten Sicherheitszargen sollen deshalb den neuen Mietern in der Zwölfergasse, die ihre Wohnungen Ende Dezember bezogen, bestmöglichen Schutz bieten. Diese Türen werden von der Stadt Wien auch beim nachträglichen Einbau noch bis Jahresende gefördert, wies der Wohnbaustadtrat nebenbei auf eine laufende Aktion seines Ressorts hin.

Die beste Gewährleistung für sicheres Wohnen sei aber ohnehin eine gut funktionierende Hausgemeinschaft, betonte Ludwig. Die Gewog wird deshalb in der Zwölfergasse Anfang Februar ein Fest für die Hausbewohner veranstalten, um ein gegenseitiges Kennenlernen zu ermöglichen.

Wiener ÖVP kritisiert "Babyschritte"

Die Errichtung der Wohnanlage kostete 4,3 Millionen Euro. Die Stadt Wien förderte den Bau mit 2,1 Millionen Euro.

Lob für die Gewog, aber scharfe Kritik an Ludwig gab es am Mittwoch von der Wiener Volkspartei: Der Wohnbaustadtrat schmücke sich "mit fremden Federn", denn das Pilotprojekt trage die Handschrift des Bauträgers. VP-Wohnbausprecher Norbert Walter forderte eine Angleichung der Wiener Förderkriterien an jene Niederösterreichs, denn Wien gehe bisher nur "Babyschritte" bei der Sicherheitsförderung im Wohnbau. "Dem Wiener Wohnbaustadtrat würde ein Blick nach Niederösterreich genügen, wo auch Sicherheitsfenster, aber auch Alarmanlagen gefördert werden und die Förderung für den Einbau von Sicherheitstüren deutlich höher ist", so Walter in einer Aussendung. (Martin Putschögl, derStandard.at, 13.1.2010)