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Marlies Schild braucht nach dem Slalomsieg wieder zwei Tage Pause vom Schnee, um ihr genesenes Bein nicht über Gebühr zu strapazieren

Foto: APA/Groder

Wien/Flachau - "Die Marlies ist sensationell gefahren, aber die macht ja auch nichts anderes als Slalom" , sagte Maria Riesch, nachdem sie beim Nachtslalom in Flachau hinter Marlies Schild und vor Kathrin Zettel Zweite geworden war. Schließlich arbeitet die deutsche Slalomweltmeisterin in allen Disziplinen erfolgreich, weshalb sie im Gesamtweltcup erste Verfolgerin von Titelverteidigerin Lindsey Vonn aus den USA ist.

Am Mittwoch und am Donnerstag machte Schild nicht einmal Slalomtraining. Sie braucht zwei Tage Pause vom Schnee, um ihr Bein nicht zu sehr zu strapazieren. Und ein Einsatz im Riesenslalom, in dem ihr einer ihrer 22 Weltcup-erfolge gelang (einer glückte in der Kombi, der Rest im Slalom), ist in der unmittelbaren Zukunft nicht vorgesehen.

"So weit ist sie noch nicht. Das Risiko wäre zu groß. An das höhere Tempo muss man sich langsam herantasten" , sagt Herbert Mandl, der langjährige Cheftrainer des österreichischen Damenteams. Und schließlich passierte Marlies Schild der Unfall, der sie die gesamte vergangene Saison kostete, beim Riesenslalomtraining im Oktober 2008 in Sölden. Schild (28), die ursprünglich die Abfahrt bevorzugte, diesbezüglich zwei zweite Plätze zu Buche stehen hat, im Super-G schon Zweite und Dritte wurde, musste schon in jungen Jahren einige Knieoperationen nach Bänderrissen erdulden. In Sölden brachen Schien- und Wadenbein, wurde der Schienbeinkopf zertrümmert.

Schild kämpfte sich sukzessive zurück, trainierte zunächst lange auf dem Trockenen, bekam dann vom ÖSV Einzeltrainer zur Verfügung gestellt, übte erst auf glatt präparierten Pisten ohne tiefe Spuren, näherte sich der buchstäblich harten und verspurten Wirklichkeit der Rennpiste und war dann ganz schnell wieder da.

Und jetzt ist Schild, die mit einem sechsten Platz in Levi begann, kurz vor Jahreswechsel bei Tag in Lienz und am Dienstag bei Nacht in Flachau siegte, im Slalomweltcup erste Verfolgerin von Maria Riesch und eine der großen Favoritinnen für Olympia. Was zeichnet sie aus? Mandl: "Die gute Athletik, der starke Wille, der große Ehrgeiz, die Freude am Skifahren, die solide Technik. Sie fährt ihre eigene Linie, die ist sehr direkt, die ist auch nur mit ihrer Athletik umzusetzen."

Athletik und Verletzung

Die Athletik freilich schützt nicht vor Verletzungen. "Guten, kraftvollen Athletinnen" , sagt Mandl, "passiert nicht weniger, sondern manchmal sogar mehr, weil sie länger dagegenhalten. Dann kommt es zu einer Ohnmachtsstellung, es treten extreme Kräfte auf, gegen die es keinen Schutz gibt."

Die athletische und routinierte Schwedin Anja Pärson zog sich in Flachau eine Knieverletzung zu. Gestern war Pärson aber schon wieder zuversichtlich, am Donnerstag wieder die Skier anschnallen zu können.

Neben Marlies Schild glänzt gegenwärtig bei den österreichischen Technikerinnen nur die brave Kathrin Zettel, die personifizierte Konstanz, die auch im sechsten Saisonslalom unter die ersten vier kam. Zettel leidet nach einem Trainingssturz im Dezember unter Knieschmerzen, sollte sich auch hin und wieder schonen, fährt aber am Wochenende in Marburg Riesenslalom und Slalom. Kann gut sein, dass die amtierende Kombi-Weltmeisterin vor den Olympischen Spielen noch eine Pause einlegt. (Benno Zelsacher - DER STANDARD PRINTAUSGABE 14.1. 2010)