Wien - Gar nicht glücklich sind die Zuckerrübenbauern mit der fast abgeschlossenen Reform des EU-Zuckermarktes. Diese Reform habe nämlich nicht zu niedrigeren Preisen beim Konsumenten geführt. Außerdem sei die EU dadurch zum Netto-Importeur von Zucker geworden, wodurch sie sich in eine Abhängigkeit vom Weltmarkt begeben habe, so Ernst Kapfinger, Präsident der Vereinigung "Die Rübenbauern" . Die einzigen Profiteure der Reform sei die verarbeitende Industrie. Diese könnten nun den Rohstoff Zucker für Getränke oder Schokolade billiger einkaufen. Am meisten aber ärgert Kapfinger, dass die Rübenbauern weiterhin einen Exportzuschlag von zwölf Euro je Tonne (ergibt EU-weit 180 Millionen Euro im Jahr bzw. 4,6 Mio. für Österreich) zahlen müssen. Dabei gäbe es mit der Reform gar keinen EU-Export mehr.

Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch darüber, was mit eventuellen Überbleibseln aus der Reform geschehen soll. Bis zu 660 Mio. Euro aus dem insgesamt 6-Mrd.-Euro schweren Reformpaket, das von der Zuckerindustrie finanziert wurde, könnten übrig bleiben. Johann Marihart, Chef des Zuckerverarbeiters Agrana und Präsident des CEFS (Komitée europäischer Zuckerfabrikanten) will sich in Brüssel dafür stark machen, dass ein eventueller Rest an die Zuckerindustrie zurückgeht.

Insgesamt wurden von 180 Zuckerfabriken knapp 80 geschlossen. 140.000 Höfe gaben die Rübenanbau auf. In fünf EU-Ländern wurde die Zuckerproduktion eingestellt. (ruz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.01.2009)