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Sarah Palin bei Bill O’Reillys "Factor" auf Fox News: "Ich weiß ja, was den Leuten wichtig ist", sagte die frühere republikanische Vizepräsidentschaftskandidatin.

Foto: AP

Fox News bezahlt ihr pro Auftritt 100.000 Dollar, heißt es.

Die Lust am zuspitzenden Wort stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sarah Palin konnte austeilen, ohne dass der Moderator mit dazwischen ging, das war von vornherein klar. Sie konnte alte Rechnungen begleichen, die sie schon immer begleichen wollte. Also, wer habe noch mal behauptet, sie wisse nicht, dass es neben Südkorea auch Nordkorea gebe. Unsinn, sie wisse es sehr wohl. Das Gegenteil in die Welt hinauszuposaunen, "das ist eine Lüge".

Sarah Palin, als Gouverneurin Alaskas zurückgetreten, als Vizepräsidentschaftsbewerberin gescheitert, hat ihr Debüt als TV-Kommentatorin gegeben. Bei Fox News feierte sie in der Nacht zum Mittwoch Premiere, und dass es ein Heimspiel sein würde, war klar. Fox ist bekannt für einen polemischen Grundton, der nichts mehr zu tun hat mit objektivem Journalismus. Es klingt reichlich bizarr, wenn das Glamourgirl der amerikanischen Rechten damit wirbt, eine "faire und ausgewogene" Analyse beisteuern zu wollen. Palins Partner ist Bill O'Reilly, ein Spezialist fürs Grobe, der das Konterfei Hillary Clintons einmal neben der Karikatur eines Teufels einblenden ließ.

Auf Demokraten ist O'Reilly nicht gut zu sprechen, noch weniger auf weibliche Demokraten, am allerwenigsten auf Nancy Pelosi, die Parlamentsvorsitzende. "Sie ist eine Linke aus San Francisco, aber glauben Sie, dass sie absolut verrückt ist?" Darauf Palin: "Nun ja, ich glaube, nicht mal die Bürger San Franciscos sind einverstanden mit dem, was sie tut." Doch die ärgsten Feinde sind die Parteifreunde, weshalb die schrille Wahlkämpferin noch einmal nachlegen musste. Mit einer Breitseite gegen Steve Schmidt.

Der war der Kampagnenmanager John McCains und hat die Hinterzimmer-Dramen im Team des Republikaners in einem noch druckfrischen Buch Revue passieren lassen. Er war erstaunt, ja schockiert, weil die Elche jagende Überraschungskandidatin von Politik und Geschichte so wenig Ahnung hatte. "Sie weiß überhaupt nichts. Sie kann nicht mal erklären, warum Nord- und Südkorea zwei Staaten sind. Und was die Notenbank tut, weiß sie auch nicht." Jetzt rächt sich die schillernde Diva an dem grauen Berater, indem sie McCains Adlatus zum besserwisserischen Schnösel stempelt. Ansonsten achte sie gar nicht mehr auf die böswilligen Unterstellungen, "ich weiß ja, was wichtig ist." Wichtig sei, dass das Volk gut finde, was Leute wie sie an Lösungen des gesunden Menschenverstandes zu bieten hätten.

Neu neben Huckabee

Niedrige Steuern, die Regierung soll sich raushalten – es ist das alte Mantra, das die Populistin predigt. Ob sie bei der nächsten Präsidentschaftswahl antreten will, dann – Fox sei Dank – debattengestählt? Auch der Pfarrer Mike Huckabee, hoch gehandelt für 2012, steht bei der TV-Station unter Vertrag. Es könnte ein Fingerzeig sein, zumal Fox für die konservative Basis so etwas wie der Haussender ist, speziell in den Südstaaten unangefochten die Nummer eins. Ausschließen will Palin nichts, und zunächst will sie Geld verdienen. Hunderttausend Dollar, munkelt man in der Branche, bringt ihr ein einziger Auftritt an O'Reillys rundem Tisch ein. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2010)