Wien - In der internationalen Kongressszene bahnt sich ein beinharter Kampf um die Ausrichtung von Großveranstaltungen an. Insbesondere in Asien wird mit teils fetten Ködern nach Veranstaltern geangelt. So hat etwa die staatliche Fluglinie China Airways die Order, Kongressteilnehmer aus dem Ausland gratis zu befördern. Singapur wiederum hat 100 Mio. Singapur-Dollar flüssiggemacht, um den Stadtstaat als Kongressmetropole entsprechend zu pushen.

"Das wird noch brutaler" , sagte der Chef von Österreichs größtem Konferenzzentrum Austria Center Vienna (ACV), Thomas Rupperti, dem Standard. "Zugespitzt gesagt läuft es darauf hinaus, dass Kongressveranstalter unter Hinweis auf die Umwegrentabilität nichts mehr zahlen. Kongresszentren werden gezwungen, über Provisionen von Hotels und Geschäften zu ihrem Geld zu kommen."

Weltweit werden pro Jahr rund 800 Kongresse mit mehr als 4000 Teilnehmern ausgerichtet. Dem stehen knapp 1000 Kongresszentren gegenüber, die Veranstaltungen dieser Größenordnung abwickeln können.

Das zum Finanzministerium ressortierende ACV hat im Vorjahr 27 internationale Großveranstaltungen beherbergt, zu denen 67.000 Besucher kamen. Inklusive kleinerer Veranstaltungen wurden 225.000 Besucher bei insgesamt 185 Veranstaltungen gezählt. Stärker als bisher möchte das ACV seine Säle mit Firmenevents füllen. In den letzten fünf Jahren sind 17 Mio. Euro in neue Technik und flexible Raumgestaltung geflossen. Kritiker sagen, kleinere Veranstaltungen seien kostenintensiver und würden sich negativ in der Bilanz niederschlagen.

Von der Krise sei man verschont geblieben, sagte Rupperti - wegen der langen Vorlaufzeiten bei Kongressen. Heuer zeichne sich dennoch ein Besucherschwund ab: "Aus unerfindlichen Gründen gibt es in geraden Jahren in Wien von jeher weniger Großveranstaltungen als in ungeraden Jahren. Mit Krise hat das nichts zu tun." (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.01.2009)