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Der russische Premierminister Wladimir Putin begrüßt seinen türkischen Amtskollegen Tayyip Erdogan.

Foto: APA/EPA/Yuri Kochetkov

Die Türkei will sich als neuer Energie-Hub für Europa positionieren. Die Zusammenarbeit mit Russland bei Energieprojekten wie South Stream und Nabucco soll die Position der Türkei festigen.

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Moskau - Die Türkei will die Zusammenarbeit mit Russland im Energiebereich vertiefen. Laut türkischen Medien will der türkische Premierminister Tayyip Erdogan bei seinem Treffen mit Präsident Dmitri Medwedew und Regierungschef Wladimir Putin Russland die Teilnahme am EU-Pipelineprojekt Nabucco vorschlagen.

Die Türkei versucht schon seit längerem, sich als europäischer Energiehub und Transitland zu positionieren. Dabei fährt das Land eine Doppelstrategie zwischen Europa und Russland.

So hat die Türkei erst im Juli 2009 mit der EU ein Abkommen zum Bau der Pipeline Nabucco geschlossen. Die türkische Energiegesellschaft Botas gehört außerdem auch dem Nabucco-Konsortium an. Einen Monat später erlaubte die Türkei dem russischen Gaskonzern Gasprom jedoch, die Konkurrenzpipeline South Stream in türkischen Hoheitsgewässern zu verlegen.

Die Türkei beteuert zwar immer wieder, dass die Pipelines Nabucco und South Stream keine Konkurrenz seien. Beobachter gehen jedoch davon aus, dass die Türkei in ihren Beitrittsverhandlungen mit der EU die Energiefrage als Trumpf ausspielen könnte. Die EUsieht Nabucco als Garant für sichere Energielieferungen.

Laut dem Kommersant könnte Russland auf den Bau der teuren South Stream Pipeline verzichten. "Warum sollte Russland 25 Milliarden Euro für die Verlegung einer Unterwasserroute verschwenden, wenn in Kiew demnächst ein loyaler Präsident gewählt wird" , zitiert das Blatt den türkischen Politologen Sinan Ogan.

Darüber hinaus will sich Russland laut dem russischen Vizepremier Igor Setschin auch an der Samsun-Ceyhan Pipeline, die vom italienischen Energiekonzern Eni und dem türkischen Unternehmen Calik gebaut werden soll, beteiligen. Zurzeit werde über das Ausmaß dieser Beteiligung verhandelt, so Setschin. Laut Medienberichten fordert Russland einen 50 Prozent Anteil.

Die Pipeline soll die Schwarzmeer- und die Mittelmeerküste der Türkei unter Umgehung des Bosporus und der Dardanellen verbinden. Die Inbetriebnahme findet voraussichtlich 2011 statt. Russland hat sich einverstanden erklärt, einen Teil des Öls für die Samsun-Ceyhan Pipeline zu liefern. (Verena Diethelm aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.01.2009)