Die Nachricht von einem Treffen zwischen dem kasachischen Außenminister Kanat Saudabajew und Rakhat Alijew, dem in Ungnade gefallenen Schwiegersohn des Präsidenten, ist eine Ohrfeige für alle, die behauptet hatten, in diesem Fall ginge es allein um schwere Kriminalität. Und um die gerechten Interessen zweier Frauen, deren Ehemänner der einst mächtige Kasache entführt haben soll und die seither verschwunden sind.

Es ging von Anfang an um Politik: Alijew wollte König anstelle des Königs im zentralasiatischen Reich Kasachstan werden. Das war sein Fehler.

Alijew wurde am Tag nach seiner Entmachtung als Botschafter in Wien zwangsgeschieden. Das war der erste Hinweis auf die persönliche Fehde, die Kasachstans Behörden ohne Skrupel nach Österreich trugen. Der Spitzel-U-Ausschuss mag dank der Einigkeit von SPÖ und ÖVP nicht viel zu Tage gefördert haben:Klare Hinweise auf bezahlte Lobbyisten, die Abgeordnete im Sinne der kasachischen Regierung zu beeinflussen versuchten, hat er allemal geliefert.

An der Rechtslage im Fall Alijew ändert das geheime Treffen in Wien nichts. Österreich wird den Ex-Botschafter nicht nach Kasachstan ausliefern. Die Regierung in Astana hat das begriffen und verlangte seither, dass Alijew in Wien der Prozess gemacht wird. Diese Forderung hat Kasachstans Führung selbst entwertet. Sie verhandelte mit dem Mann, den sie als Schwerkriminellen verurteilen ließ. (Markus Bernath/DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2010)