Selbstverständlich hat Niederösterreichs Chefpolterer Erwin Pröll recht, wenn er meint, dass Traiskirchen nicht die ganze Last der Asylbewerber tragen kann. Hunderte Menschen unter Stress auf zu engem Raum sind zu viel, das weiß jeder Psychologiestudent im ersten Semester. Die Gewalttätigkeiten, zu denen es in Traiskirchen immer wieder kommt, konzentrieren sich denn auch auf das Innere des Komplexes, wenn im Lagerkoller die Ethnien handgemein werden.

Der Vorschlag des Chefs der evangelischen Diakonie, Michael Chaloupka, die eintreffenden Asylwerber nur ein paar Tage - bis zur Abklärung ihres Status - in Großlagern fest- zuhalten und dann auf viele kleinere in den Bundesländern zu verteilen, ist daher grundvernünftig. Nur: Einige Bundesländer, meist gerade jene mit dem höchsten Geldverbrennungsfaktor, weigern sich strikt dagegen. Verantwortung für das Gesamtwohl? Was ist das? Wir doch nicht!

Nun rächt sich, dass der seinerzeitige ÖVP-Finanzminister Willi Molterer den Bundesländern einen üppigen Finanzausgleich (Bund beteilt Länder mit Finanzmitteln) bis 2013 zugestanden hat. Bis dahin haben sie ihr (Bundes-)Geld sicher. Finanzminister Josef Pröll wird das schlecht offiziell rückgängig machen können. Aber es gibt sicher Wege abseits des offiziellen Schlüssels, um die Bundesländer ein bisserl knapp zu halten, damit sie sich ihrer Verantwortung erinnern. (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 14.1.2010)