Wien/Innsbruck - Schelte einer Schwarzen für einen Schwarzen: Innenministerin Maria Fekter kritisiert Landeshauptmann Günther Platter, weil Tirol die vorgeschriebene Quote für die Aufnahme von Asylwerber missachtet, indem es 331 Personen zu wenig aufgenommen hat (siehe Kasten). Die westliche ÖVP-Hochburg sei "das zweitsäumigste Land, gleich hinter Kärnten", sagte Fekter bei einem Innsbruck-Besuch: "Tirol ist vom ,Heiligen Land' weit entfernt."

Am Vortag hatte Platter die Idee, Geldstrafen über säumige Länder zu verhängen, naturgemäß abgelehnt. Auch gegen ein Erstaufnahmezentrum in Tirol wehrt er sich - womit auch Osttirol, das die Regierung im viel zitierten Süden verorten könnte, als Standort ausgeschlossen wäre.

Die bockigen Bundesländer außen vor lassen würden die Grünen. Integrationssprecherin Alev Korun fordert die Regierung auf, eine Lösung ohne die Länder durchzusetzen, indem sie die Asylwerber auf ganz Österreich verstreut in Bundesquartieren unterbringt. Derartige Unterkünfte gäbe es derzeit erst zwei, in Bad Kreuzen (OÖ) und Reichenau an der Rax (NÖ). Der Rest müsste noch gesucht werden, für denkbar hält Korun verwaiste Kasernen.

Jörg Leichtfried, Leiter der SPÖ-Delegation im EU-Parlament, empfiehlt Fekter hingegen, die Kooperation mit ihrem italienischen Amtskollegen zu verstärken. Schließlich kämen via südliches Nachbarland "viel zu viele" Asylwerber, für die rechtlich Italien zuständig sei.

Fekters Plan, Asylwerber mit einer Ausgangssperre zu belegen, hält Leichtfried wegen künftiger europäischer Vorschriften für unmöglich. Beim im Europaparlament verhandelten Asylpaket zeichne sich etwa ein Anhalteverbot für Kinder, Folteropfer, Kranke und Alte ab, sagt Leichtfried: "Generelle Anhaltungen wird es nicht geben können." (APA, jo, DER STANDARD Prinatausgabe 14.1.2009)