Für das österreichische Außenministerium gab es bis Mittwochnachmittag nur ein positives Indiz: "Wir hatten bisher keine Anrufe von besorgten Angehörigen." Vorerst ist noch völlig unklar, ob sich Österreicher im Erdbebengebiet von Haiti aufgehalten haben. Denn die Kommunikation mit den offiziellen Vertretungen in und rund um Haiti gestaltet sich als ausgesprochen schwierig.
Bisher kein Kontakt mit österreichischer Honorarkonsulin
"Mit der österreichischen Honorarkonsulin in Haiti, einer deutschen Staatsbürgerin, konnten wir bisher keinen Kontakt aufnehmen", berichtet Ministeriumssprecher Peter Launsky-Tieffenthal im Standard-Gespräch. Sie hat bisher weder auf Anrufe, SMS oder Mails reagiert." Nun versucht man über verschiedenste Stellen Klarheit zu schaffen - vor allem über die zuständige Botschaft in Venezuela samt der Außenstelle in der Dominikanischen Republik sowie über die Vertretungen in Mexiko und Washington.
Von französischer Seite war zu erfahren, dass das bei westlichen Touristen beliebte Hotel Montana bei dem Beben eingestürzt ist. Etwa 100 der 300 Gäste hätten das Gebäude rechtzeitig verlassen können. Auch die französische Botschaft sei betroffen. Derzeit hielten sich dort etwa 60 Franzosen auf. Am Donnerstag hätte auf Haiti ein literarisches Festival beginnen sollen, zu dem zahlreiche Schriftsteller erwartet wurden.
"Haiti kein Haupttourismusland"
Aus österreichischer Sicht gebe es Hoffnung, da "Haiti kein Haupttourismusland" ist, erläutert Launsky-Tieffenthal. Doch immerhin bestünde die Möglichkeit, dass österreichische Rucksacktouristen in Haiti unterwegs waren - oder dass sich Vertreter von NGOs oder internationalen Organisationen im Land aufhielten.
"Wir sind jetzt dabei, eine Organisation nach der anderen abzuklappern", so Launsky-Tieffenthal. Vorerst gebe es keine Hinweise, dass Österreicher in Haiti Hilfe benötigen würden.
Die benachbarte Dominikanische Republik ist hingegen sehr wohl eine Haupttourismus-Destination. Doch dort waren die Auswirkungen des Bebens kaum zu bemerken: "Eine österreichische Kollegin ist in der Schweizer Botschaft in Santo Domingo tätig, die hat von den Erschütterungen gar nichts gespürt", sagt Launsky-Tieffenthal. (frei, DER STANDARD Printausgabe 14.1.2010)