Aus Baumwolle, Papier, Plastik, Glitter und Sand auf Leinwand wird die "Cinderella Favela" (2009) von Maja Vukoje

 

Foto: Wolfgang Woessner

Von den Verwandlungskünstlern des karibischen Karnevals und den kongolesischen Dandys aus dem Armenviertel von Brazzaville inspiriert, hat die Malerin Maja Vukoje eine neue Werkserie geschaffen, in der es um Selbstinszenierung als Ausdruck von Erhabenheit geht. Im Video "Was macht mein Zuhause aus" quält sich Ene-Liis Semper in der Galerie Janda dagegen mit weit Profanerem ab. 

Cinderella Favela titelt das Bild, das in der Ausstellung von Maja Vukoje im Zentrum steht. Vis-à-vis des Eingangs prominent platziert, zeigt das großformatige Gemälde eine ärmliche Baracke, vor der eine "Diva" steht. Trotz der pinkfarbenen, spitzenbesetzten Robe wirkt sie in ihrer selbstsicheren Haltung in der Favela keineswegs deplatziert, auch wenn ihr Auftritt eigentlich etwas Gespenstisches oder vielleicht besser: Schamanisches hat.

Cinderella Favela ist aber nicht das erste geisterhafte Wesen, das durch die Bilder der Künstlerin spukt: Seit Jahren hat Vukoje eine spezielle Maltechnik perfektioniert, die auf Öl-, Acryl- oder auch Sprayfarben basiert. Durch einen Farbauftrag in Schichten, Schlieren oder auch Tropfen entwickelt sie ihre Landschaften, bevölkert mit durchscheinenden "Engel"-Wesen, denen sie durch Glitzer- und Funkeleffekte Zauber verleiht. In beiden ausgestellten Werkserien sind diese glamourösen Effekte verstärkt, schließlich geht es der Künstlerin um das Thema Selbstinszenierung, das die Dandys aus Brazzaville mit Cinderella Favela, aber auch mit den Soulsängerinnen der Wandarbeit 10 Divas verbindet.

Während Vukoje in ihren Bildern auch dem Stellenwert von Zauber in aktuellen Bildproduktionen nachzugehen versucht, erzählt das neue Video von Ene-Liis Semper die einigermaßen glanzlose Geschichte einer Frau, die von einem neuen Zuhause träumt: Zunächst sind es nur ein paar Stühle vom Altwarenhändler, aber dann setzt ein obsessives Verlangen nach immer neuem Mobiliar und alten Pianos ein, das den Traum vom neuen Heim nach und nach in einen schweren Albtraum verwandelt. (cb/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.1.2010)