Noch ist ein Rückzug von Google aus China keineswegs beschlossene Sache, aber schon von den Spekulationen profitiert der dortige Suchmaschinen-Marktführer Baidu.com. Das 2000 gegründete Unternehmen ist allein schon dadurch etwas besonderes, weil es bisher allen Angriffen des US-Riesen widerstanden und einen stabilen Marktanteil in China von rund 60 Prozent hat. Sollte Google sich tatsächlich aus China zurückziehen, dann würden wohl weitere Nutzer und auch viele Anzeigenkunden zu Baidu wechseln, vermuten Analysten.

Positive Möglichkeit

"Wir glauben, dass in dieser Entwicklung eine positive Möglichkeit für Baidu steckt", erklärten die Citigroup-Analysten Catherine Leung und Mark Mahaney. An der US-Technologiebörse Nasdaq stieg der Kurs von Baidu am Mittwoch nach der Erklärung von Google um 13,7 Prozent auf 439,48 Dollar (301,8 Euro).

Im Ausland ist Baidu.com zwar kaum bekannt, betrachtet man aber die reine Zahl der Nutzer, dann gehört die chinesische Suchmaschine zu den populärsten Websites weltweit. Mit 338 Millionen Menschen - das ist der Stand vom Juni 2009 - ist China schließlich das Land mit den weltweit meisten Internetnutzern. Laut der Web-Treffic-Marktforschungsfirme Alexa liegt Baidu auf Platz 8 der meistbesuchten Websites der Welt.

Gewinne

Seit 2007 ist die chinesische Suchmaschine in Japan präsent, Experten erwarten, dass sie auch noch in andere Märkte expandiert. Ein Rückzug von Google aus China könnte dies beschleunigen. Baidu könnte danach vermutlich seine Gewinne steigern und die Expansion vorantreiben.

Profitiert hat Baidu in den vergangenen Jahr von der Internetzensur in China. Die Filter, mit denen die Regierung die Verbreitung von jeglichem als "schädlich" eingestuften Material verhindern will, verlangsamten den Zugang zu Google. Seit 2005 gibt es zwar auch eine chinesische Google-Seite und der Zugang wurde dadurch deutlich beschleunigt, der Vorsprung von Baidu aber blieb. Das Unternehmen baute auch eine Online-Enzyklopädie auf, nachdem die Behörden den Zugang zu Wikipedia gesperrt hatten. Grund sind vermutlich Artikel über Tibet, Taiwan und andere für die Pekinger Regierung problematische Themen.

Wenn Google China verlasse, dann würde dies vor allem dem Geschäft mit den chinesischen Anzeigenkunden schaden, die Kunden sowohl in der Heimat aber auch im Ausland bedienten, erklärte Edward Yu, Präsident der in Peking ansässigen Marktforschungsfirma Analysys. "Dieser Teil des Geschäfts würde verschwinden, wenn Google sich aus China zurückzieht", sagte Yu. (APA/apn)