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Wegen der Neuheit der Substanz Ulipristal bleibt diese "Pille danach" in Europa für einige Jahre noch auf jeden Fall rezeptpflichtig, sagen MedizinerInnen.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Um eine ungewollte Schwangerschaft zu vermeiden steht seit 1. Jänner ein neues Notfall-Kontrazeptivum zur Verfügung, das bis zu fünf Tage lang wirkt. Dieses Arzneimittel bleibt im Gegensatz zum Gestagen-Präparat (Levonorgestrel), das in Österreich vom Gesundheitsministerium jüngst rezeptfrei gestellt wurde, rezeptpflichtig.

Die neue "Pille danach" enthält die Substanz Ulipristal. Der Vorteil, so ExpertInnen am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien: Das Arzneimittel wirkt in einem Zeitfenster von bis zu fünf Tagen, hingegen sollten die herkömmlichen Gestagen-Präparate am besten binnen zwölf Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr eingenommen werden.

Keine chemische Abtreibung

"Unter Notfall-Kontrazeption versteht man eine postkoitale Kontrazeption. Es handelt sich nicht um eine 'chemische Abtreibung'", erläutert Bettina Wendl, Gynäkologin, Psychologin und Psychotherapeutin. Anwendungsgebiet seien Fälle, in denen mangelhaft oder gar nicht verhütet wurde und eine Schwangerschaft unerwünscht ist. "Manchmal wird auf die Einnahme der "Pille" vergessen, Kondome können reißen etc."

Bis vor kurzem war jede Notfall-Kontrazeption in Österreich per Medikament prinzipiell an die Verschreibung eines Levonorgestrel-Präparates durch eine Ärztin/einen Arzt gebunden. ApothekerInnen konnten aber nach eingehender Beratung die Medikamente aber auch im Rahmen einer Regelung für Notfälle ohne Rezept abgeben. Das Gesundheitsministerium hob vor kurzem auf Antrag eines der beiden Hersteller solcher Medikamente die Rezeptpflicht für ein Levonorgestrel-Notfall-Kontrazeptivum auf.

Noch für Jahre rezeptpflichtig

Mit der Substanz Ulipristal, die in einem neuen derartigen Medikament enthalten ist, steht nun eine weitere Möglichkeit zur "Verhütung danach" in Österreich zur Verfügung. Wegen der Neuheit der Substanz bleibt sie in Europa für einige Jahre noch auf jeden Fall rezeptpflichtig. Christian Egarter, Gynäkologe von der Wiener Universitäts-Frauenklinik: "Es handelt sich um sogenannten selektiven Progesteron-Rezeptor-Modulator." Einerseits führt die Einnahme des Medikaments ("ellaOne") zu einer Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut, andererseits verhindert ein zweiter Wirkmechanismus den Eisprung.

Bislang keine negativen Effekte auf Schwangerschaften

Am wirksamsten sind die herkömmlichen Progesteron-Präparate, wenn sie binnen zwölf Stunden nach dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden. Dieses Zeitfenster beträgt mit dem neuen Medikament hingegen bis zu 120 Stunden. Dabei kommt es bis dahin nicht zu einer mit der Zeit verminderten Wirkung. Vor der Anwendung sollte ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Allerdings - so die Wiener Gynäkologin Daniela Dörfler - in der bisherigen Anwendung hat sich gezeigt, dass die neue "Pille danach" auch bei einer bereits bestehenden Schwangerschaft offenbar keine negativen Effekte hat. (APA)