Ich bin abgefahren anders, signalisiert das Design des Cube. Innen ist er aber - trotz 3,98 m Kürze - erstaunlich geräumig und praktisch.

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Das Dach ist ein Rilke-Zitat ("Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen") - allerdings ist in Österreich Panoramaglas Serie.

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Cubist ging nicht. Dieses Feld ist vermint, weil von Citroën besetzt - Fahrzeuge mit dem besonderen Schuss mehr an Raum heißen dort seit Ende 1999 Picasso. Mit Braque wollte Nissan vermutlich auch nicht kontern, zu wenig berühmt im Vergleich. Also Cube. Damit war nämlich der Würfel gefallen.
Auch dahingehend, dass das ulkige Mobil, das sich in Japan seit seinem Erstauftritt 1998 längst Kultstatus erarbeitet (und fast eine Million Mal verkauft) hat, nun, in dritter Generation, erstmals aus dem Inselreich ausbrechen und global Kunden ködern darf. Zwölf Jahre kubische Inkubationszeit sind offenbar genug, jetzt darf und soll die ganze Welt vom Cube-Fieber erfasst werden. In Österreich ist das ab Ende Jänner der Fall.

Größter Pluspunkt dieses Automobils aus der Gattung der Würfelartigen (dazu zählen auch Fahrzeuge à la Daihatsu Materia und Kia Soul) ist gewiss das Styling: So kreativ und eigenständig sah schon lange kein Nissan in Europa mehr aus. Das Polarisieren - die einen sind von der Formensprache hingerissen, die anderen schlicht entsetzt - ist dabei Teil des Kalküls. "Slow Design", sagen die Japaner dazu, "brems dich ein" lautet sichtlich die optische Botschaft, und das gilt auch für die Fahrdynamik: Lenkung und Fahrwerk sind gewiss nicht für sportliche Gemüter konzipiert - die werden ohnehin bei 370Z und GT-R bestens bedient -, der Schwerpunkt liegt, logisch, auf Komfort.

Weitere Positiva dieses stilistischen Bremsfallschirms: Das enorm großzügige Raumgefühl (auch dank in Österreich serienmäßigen Panoramaglasdachs - inklusive "Shoji-Shade"-Rollo, sollte die in Nippon aufgegangene Sonne einmal allzu gnadenlos reinleuchten). Die verschiebbare Rückbank. Die vielen praktischen Ablagen. Beim Preis indes pokern die Nissan-Sans erstaunlich hoch. 19.277 bis 21.370 Euro sind, trotz recht üppiger Ausstattung, kein Kinkerlitzchen, ob sich die Japaner damit nicht verspekulieren. Na ja, soll nicht unsere Sorge sein.

Die rechts angeschlagene Hecktür erinnert übrigens entfernt an ein Konzerngschwisterl: an den Renault Kangoo Be Bop, mit dem er aber nur den 1,5 dCi (der Diesel leistet im Nissan 110 PS) gemein hat und der elf Zentimeter kürzer ist als der 3,98 m lange Cube. Der andere und laut Importeur künftig meistgefragte Motor wird der 1,6-Liter-Benziner mit ebenfalls 110 PS sein. Wer damit besonders stressreduziert unterwegs sein möchte, ordert ihn mit stufenloser CVT-Automatik, alle anderen schalten in fünf Stufen per Hand.

Fazit Cube: eine strategische Initiative gegen den Einheitsbrei. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/15.1.2010)