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Grafik: APA

Berlin - Auch die bisher erfolgsverwöhnten österreichischen Lebensmittelexporteure haben die Wirtschaftskrise zu spüren bekommen: Der Wert der agrarischen Ausfuhren ist 2009 um 10,4 Prozent auf 7,13 Mrd. Euro gefallen, informierte die AMA Marketing am Donnerstag in Berlin im Vorfeld der heurigen Grünen Woche. Hauptauslöser waren die verfallenden Rohstoffpreise, im besonderen die niedrigen Milchpreise. Für 2010 übte sich AMA-Marketing-Geschäftsführer Stephan Mikinovic in Optimismus - der Boom der Autobranche im abgelaufenen Jahr habe gezeigt, dass es auch unter schwierigen Umständen zu einer positiven Entwicklung kommen könne, sagte er am Donnerstag am Rande der soeben beginnenden weltgrößten Agrarmesse in Berlin.

Außer dass 7,5 Prozent mehr Menge verkauft worden ist, sei man speziell bei den Ausfuhren von Rindfleisch und Fleischprodukten erfolgreich gewesen: "Wenn's um die Wurscht geht, hat Österreich die Nase vorn." Die sogenannten Fleischzubereitungen befanden sich unter den wenigen Gütern, mit denen nicht nur absolut mehr Euro, sondern auch höhere Preise erzielt werden konnten.

Bei den Lieferungen von Milch- und Milchprodukten nach Deutschland brachen die Preise dagegen um mehr als 20 Prozent ein. Das Exportgeschäft mit dem nördlichen Nachbarn hat auch bei den Agrargütern eine dominante Stellung (33,6 Prozent Anteil). Wertmäßig wurden auch hier 7,8 Prozent verloren. Die Zahlen der AMA beruhen auf den ersten drei Quartalen, die auf das gesamte Jahr 2008 hochgerechnet wurden.

Trotz des starken Einbruchs ist die Branche aber noch relativ glimpflich davon gekommen: Die Gesamtexporte der Alpenrepublik sackten 2009 nämlich um gut 20 Prozent ab - offizielle Zahlen liegen noch nicht vor.

Erfolgsserie geht zu Ende

Damit ist für den Sektor eine Erfolgsserie zu Ende gegangen, die nach dem EU-Beitritt begonnen hatte. Obwohl dem Lebensmittelbereich die "Kolonisierung" von außen prophezeit worden war, haben sich seit 1995 die österreichischen Lebensmittelexporte mehr als vervierfacht. In den meisten Jahren vor 2009 waren die Ausfuhren zweistellig gesteigert worden.

Nach Deutschland ist Italien die zweitwichtigste Destination, wohin gut 15 Prozent der österreichischen Exporte gehen. Vor allem wegen der vorübergehenden Aufnahme von "Red Bull"-Exporten in die USA sind die Staaten im vergangenen Jahr wieder zum drittgrößten Aufnahmemarkt geworden. In die neuen EU-Mitgliedsländer in Osteuropa gehen weitere 15 Prozent.

Der Preisverfall hat nicht nur die Lebensmittelindustrie Umsatz gekostet, sondern auch die bäuerlichen Einkommen schwer unter Druck gebracht - nach Rechnung des EU-Statistikamts Eurostat mehr als 20 Prozent. "Irgendwo gibt es eine Schmerzgrenze, ab der es nicht mehr möglich ist, weiter zu produzieren", bemerkte AMA-Aufsichtsratschef Franz Stephan Hautzinger, Präsident der burgenländischen Landwirtschaftskammer. "Wenn wir keine Unterstützung haben, oder wie es manchmal heißt, "am Tropf hängen", wird es keine Landwirtschaft in unserem Sinn mehr geben." (APA)