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140 Mio. Euro soll Quelle in abgespeckter Form umsetzen, hoffen Investoren. Im Jänner müssen weitere 270 Mitarbeiter gehen.

Foto: AP/Probst

Wien - Michael Lielacher versteht Zweifel der Branche an einer Wiederbelebung der Quelle nicht. Der Versandhandel wachse stark, und "es gibt genug Lieferanten, die ihn als Plattform für ihre Ware nutzen wollen" . Hinter Lielacher steht ei-ne Gruppe österreichischer Investoren, die das in Konkurs geschlitterte Versandhaus mit 500 Mitarbeitern unter neuer Marke weiterführen wollen. Er fungiere hier ausschließlich als Berater, eigenes Geld investiere er nicht, stellt der Banker und frühere "Börsenbulle" im Standard-Gespräch klar.

Das Geheimnis liege darin, den riesigen und treuen Stab der Quelle-Kunden zu aktivieren, sagt Martin Lenz, einstiger Chef des Konzerns und zweiter Interessent. Er hat über seine neue Investmentgesellschaft European Special Opportunities internationale Partner als Geldgeber und plant Kooperationen mit Lieferanten. Bereits im Februar zu starten, sei aber illusorisch, ergänzt er. Es brauche zumindest zwei Monate Vorlaufzeit, um Ware zu beschaffen. Ideen für neue Namen habe er jedenfalls.

Es zieht sich

Wenn das Interesse so ernsthaft sei, warum habe man den Einstieg dann nicht längst vollzogen, rätseln Mitarbeiter, zumal alle Daten längst am Tisch seien. Auch Masseverwalter Erhard Hackl gibt sich "unglücklich darüber, dass es sich so zieht" . Er sei zudem nicht über die Investoren hinter Lielacher informiert worden, das gehöre offen gelegt, fordert er. Nicht, bevor gekauft wurde, entgegnet Lielacher.

Bei Quelle geht es jetzt Schlag auf Schlag. Am 22. und 29. Jänner verlieren weitere 270 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz. 350 Jobs fielen bereits weg, rund 100 Mitarbeiter sind in einer Arbeitsstiftung. Ende Februar müssen die restlichen der 1100 Beschäftigten gehen. Es wäre schön, blieben 500 Stellen erhalten, sagt Betriebsrat Felix Hinterwirth. In ein schwarzes Loch falle dank Stiftung und Sonderprojekte keiner. Marktkenner halten einen Neustart für nahezu unmöglich.

Abverkauf besser gelaufen

Die letzten Bestellungen nimmt Quelle am 18. Jänner auf, fünf Tage später sperren die Shops zu, so Hackl, der Abverkauf sei deutlich besser gelaufen als geplant. Düster sieht es für die von selbstständigen Händlern geführten Läden aus. Otto ist an keiner Übernahme interessiert, lässt Harald Gutschi, Österreich-Chef des Versandhauses, wissen. Für Investoren ist nur ein Teil der Standorte interessant.

Otto will lieber die kürzlich erworbene Marke Quelle revitalisieren. In Deutschland rechnen Markenexperten in dieser Causa aber mit Klagen, ist aus der Branche zu hören: Es sei fraglich, ob der Verkauf des Namens rechtens sei, da er die Fortführung des Geschäfts im Ausland praktisch verhindere.

Der Wert der Liegenschaften der Quelle in Linz wird auf 16,5 Mio. Euro geschätzt. Sichern Lenz oder Lielacher 500 Jobs, kauft die Stadt das Areal und vermietet es an die Investoren. Da Kommunalsteuern und Mieten fließen, sei dies keine Subvention, sagt der SP-Finanzreferent Johann Mayr. Scheitere der Neustart, siedle Linz Betriebe an. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.1.2010)