Dass das Beben vom Mittwoch in Haiti verheerende, in der benachbarten Dominikanischen Republik aber kaum Schäden anrichtete, liegt daran, dass es sich um ein "Krustenbeben" handelte: "Das Epizentrum" , erklärt der Seismologe Gerald Duma von der Wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), "lag etwa zehn Kilometer tief." Geologen sprechen da von "seichten Beben" - die Epizentren anderer Beben befinden sich oft in 300 bis 500 Kilometern Tiefe. "Krustenbeben streuen weniger weit - die Schadensgrenze dürfte bei einem Beben wie diesem im Umkreis von 100 bis 120 Kilometern liegen" , errechnet Duma auf Anfrage des Standard. Freilich hänge diese Grenze auch von der Bauqualität sowie von der bei jedem Beben individuellen Abstrahlungscharakteristik, der Verwerfungsrichtung sowie lokalen geologischen und topografischen Parametern ab.

Dumas Angaben bestätigt auch die "Shake Map" des US-Wissenschaftservers USGS: Schon an Haitis Grenze war das Beben nur "leicht" oder "sehr leicht" spürbar. (rott, DER STANDARD - Printausgabe, 15. Jänner 2010)