Wien - Der ehemalige Vorsitzende der am 11. Dezember des Vorjahres verbotenen kurdischen Partei DTP, Ahmet Türk, der in der Türkei nicht nur mit persönlichem Politikverbot belegt, sondern nun auch angeklagt ist, weil er den ehemaligen PKK-Chef Abdullah Öcalan öffentlich "Herrn Öcalan" und nicht "Terrorist Öcalan" genannt hatte, kommt demnächst nach Wien. Am 30. Jänner findet im Wiener Konzerthaus ein Konzert des seit 34 Jahren im Exil lebenden wichtigsten kurdischen Musikers Sivan Perwer mit dem "Ensemble Wien Klang" statt. Willi Resetarits wird moderieren, Bundespräsident Heinz Fischer das Konzert eröffnen.

Nach dem DTP-Verbot, das ein schwerer Rückschlag für die Initiative von Premier Recep Tayyip Erdogan war, den Kurden mehr Rechte und Anerkennung zu geben, soll das Konzert in Wien nun ein Signal in Richtung Türkei sein. "Wir geben nicht auf. Die Öffnung soll weiter gehen" , sagt Organisator Ali Gedik. Viel Politprominenz wird erwartet. Von der Regierungspartei AKP kommt etwa der ehemalige Vizeparteivorsitzende Dengir Mir Mehmed Ferat. Auch weitere DTP-Politiker werden erwartet. Und auch der Präsident der Autonomen Region Kurdistan Masud Barzani ist eingeladen.

Erdogan selbst hat sich entschuldigt, nicht zu dem Konzert kommen zu können. Der Premier hat sich jedoch schon einige Male öffentlich als Fan von Siwan Perwer geoutet und ihn eingeladen, in die Türkei zurückzukehren, was von größtem Symbolwert wäre. Perwer hat sich jedoch nach dem Verbot der DTP entschlossen, dies jetzt noch nicht zu tun, mit dem Wiener Konzert will er aber einen Brückenschlag zwischen den türkischen Kurden und der Regierung machen. In türkischen Medien wurde das "große Wiener Friedenskonzert" schon vor Wochen angekündigt. Perwer wurde in der Türkei verfolgt, weil er in seiner Muttersprache sang. (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 15.1.2010)