Manche zeitgeschichtlich bewanderte Bürger stellen ja derzeit Parallelen zu den Dreißigerjahren fest. Die Weltwirtschaft ist in der Krise, in Österreich sind die Rechten im Vormarsch, Sozialdemokraten und Christdemokraten sind hilflos und desorientiert. Und: Die Sache ist noch nicht vorbei.

In diesem Zusammenhang fällt auf, dass die Pläne für das Erstaufnahmezentrum in Eberau merkwürdig bekannt vorkommen. Konkret: Die Gebäude sind Retro Dreißigerjahre. Sie sehen aus wie für ein "Anhaltelager" des autoritären Dollfuß-Regimes; oder für ein KZ ca. 1940 oder, im besten Fall, wie eine Kaserne ca. 1944. Jetzt haben sich Vertreter der Architektenvereinigung zu Wort gemeldet, und sie sagen genau das: "Grottenschlecht" sei die Architektur, "katastrophal", "sündteuer, aber billig im Denken" und eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Da kann man nur beipflichten. Vielen mag das als Nebensächlichkeit erscheinen, aber es spricht schon ein gewisser Geist oder zumindest eine Gedankenlosigkeit aus dieser "Architektur".

Noch etwas: Die planenden Architekten haben die Grundstücke gekauft. Sie sollten dann an den Bund weiterverkauft werden. Das war Teil des Verschleierungsplans, mit dem Innenministerin Maria Fekter das Lager der Bevölkerung aufs Auge drücken wollte.

Muss der Bund dann trotzdem zahlen, wenn aus dem Projekt nichts wird? Und was wird dann dort errichtet? (Hans Rauscher, DER STANDARD, Printausgabe, 15.1.2010)