Jerez- Das Tempo stimmt, der Nacken hält und der Ehrgeiz ist ungebrochen - kaum hat Michael Schumacher die ersten Kilometer vor seinem Formel-1-Comeback zurückgelegt, da sagt er auch schon Kronprinz Sebastian Vettel und dem Erzrivalen Fernando Alonso so deutlich wie nie den Kampf an.

"In unserer langfristigen Planung haben wir ein klares Ziel: Ich will mit Mercedes Weltmeister werden", sagt Schumacher bei den privaten Testfahrten im südspanischen Jerez im Gespräch mit der Bild-Zeitung. Der 41-Jährige schränkt allerdings ein, dass er dieses Ziel vielleicht nicht gleich im ersten Jahr erreichen wird, "aber auf drei Jahre gesehen ist das realistisch".

Bei seinen dreitägigen Testfahrten in einem GP2-Auto in Jerez ist Schumacher schnell wieder auf den Geschmack gekommen. "Ich fühle mich fit, ich habe mich im Auto sofort wieder wohl gefühlt - hey, es kann wieder losgehen", sagte Schumacher, nachdem er am Donnerstag auf trockener Strecke ohne Probleme in 130 Runden rund 575 Kilometer abgespult hatte.

Sehr zufrieden

"Zum Abschluss des Tests konnte ich viel fahren und es lief wirklich perfekt", erklärte Schumacher: "Ich bin sehr zufrieden damit, wie der Test in Jerez gelaufen ist: Wir haben gut gearbeitet, die Zeiten und die Konstanz waren gut."

Schumacher lüftete unterdessen am Rande der Tests in Jerez ein Geheimnis. Dass er nach drei Jahren Formel-1-Pause immer noch so fit sei als wäre er nie weggewesen, habe er vor allem der guten Pflege seiner Ehefrau Corinna zu verdanken: "Sie hält mich jung und fit. Irgendwie habe ich es bis jetzt scheinbar geschafft, meine Altersgesetze etwas nach hinten zu verschieben. Wahrscheinlich habe ich gute Gene." Und er trainiert jetzt sogar eher etwas weniger als früher, sagt der Mercedes-Pilot: "Dafür effektiver und gezielter."

Seit dem schweren Motorrad-Unfall vor fast einem Jahr wird der Rekord-Weltmeister rund um die Uhr von Experten der Sportklinik Bad Nauheim betreut. Auch in Jerez hat er einen Physiotherapeuten dabei. Die Folgen des Halswirbelbruchs, die im August 2009 die Hoffnungen auf ein Comeback im Ferrari zunichte machten, scheinen überwunden.

Muskelkater vorprogrammiert

Dennoch wird es laut Schumacher eine Eingewöhnungsphase geben, wenn er Anfang Februar bei den ersten offiziellen Testfahrten nicht mehr im GP2-Boliden, sondern in einem richtigen Formel-1-Rennwagen sitzt - zumindest was die Nackenmuskulatur betrifft: "Ich habe es auch in der Vergangenheit nie geschafft, die Muskulatur so zu trainieren, dass ich gar nichts spüre. Ein kleiner Muskelkater ist immer dabei. Das ist völlig normal."

Schumacher gibt zu, dass er nicht mehr damit gerechnet hatte, am 14. März in Bahrain sein 251. Formel-1-Rennen zu fahren - und das in einem Mercedes-Silberpfeil: "Eigentlich hatte ich mit 40 ein Comeback endgültig ad acta gelegt. Bei all meinen Rennbesuchen zuletzt war ich eher gelangweilt als frustriert. Dann kamen die bekannte Situation im Sommer und Brawns Anfrage im November."

Geboren wurde die Idee bei einem gemeinsam Bier mit Kumpel Ross Brawn beim Saisonfinale 2009 in Abu Dhabi. Der geniale Stratege, der Schumacher zu allen sieben WM-Titeln führte (2 mit Benetton, 5 mit Ferrari), berichtete dem Rekordchampion von seinen Plänen. Nach einer kurzen Bedenkzeit und der Beratung mit Ehefrau Corinna war für Schumacher die Sache klar und das spektakulärste Comeback der Formel-1-Geschichte perfekt. (SID)