
New York - Die Aussichten der Menschheit, nicht an einem Atomkrieg zugrunde zu gehen, haben sich nach Ansicht führender Wissenschaftler verbessert. Auch in Sachen Klimawandel sind die Wissenschaftler etwas optimistischer geworden: Erstmals werde das Thema ernsthaft diskutiert. Das Wissenschaftsmagazin "Bulletin of the Atomic Scientists" hat seine "Weltuntergangsuhr" am Donnerstag in New York um eine Minute zurückgestellt - "Wir sind etwas optimistischer geworden". Jetzt ist es nach Ansicht der internationalen Gruppe von Wissenschaftlern für die Menschheit "sechs vor zwölf". "Aber dass wir die Uhr nur eine Minute zurückgestellt haben, zeigt auch, wie groß die Gefahren noch sind", so Lawrence Krauss, Sprecher der Gruppe. Ihr gehören nach eigenen Angaben 19 Nobelpreisträger an.
Die Uhr erscheint seit 1947 auf dem Titelblatt des Bulletins und wurde seitdem 18 Mal gestellt. Ursprünglich sollte sie symbolisieren, wie dicht die Menschheit an der Selbstvernichtung durch Atomwaffen ist. Seit einigen Jahren betrachtet die Gruppe auch Umweltgefahren als tödliches Risiko für die Menschheit.
Entwicklung
Die "Doomsday Clock" stand bei ihrer Einführung auf sieben Minuten vor zwölf und wurde erstmals 1949 neu gestellt - nachdem auch die Sowjets die Atombombe hatten, sahen die Wissenschaftler die Zeit auf nur noch drei Minuten vor zwölf. Mit dem Bau der Wasserstoffbombe waren es 1953 sogar nur zwei Minuten. Nach dem Fall der Berliner Mauer stellten die Forscher ihre Uhr hingegen kräftig zurück - auf 17 Minuten vor Mitternacht. Wegen der atomaren Aufrüstung in Nordkorea und dem Iran sprang sie zuletzt im Jänner 2007 von sieben auf fünf Minuten vor zwölf.
"Die Hoffnung auf dauerhaften Frieden nach dem Fall des Eisernen Vorhangs hat sich leider nicht erfüllt", sagte Krauss. "Aber wir sind wieder etwas optimistischer, weil erstmals wirklich ernsthaft über Abrüstung verhandelt wird und weil erstmals wirklich ernsthaft über Klimaschutz gesprochen wird." Auch die Regierung von US-Präsident Barack Obama habe für Hoffnung gesorgt. "Der Stil ist pragmatischer, in der Politik wie etwa im Falle Iran, aber auch im Klimaschutz."
Tausende Atomwaffen
"Die meisten Leute denken, der Kalte Krieg ist vorbei", sagte Krauss. "Aber noch immer gibt es auf der Welt Tausende Atomwaffen, die in 15 Minuten die ganze Welt zerstören können." Der pakistanische Wissenschaftler Pervez Hoodbhoy sagte: "Es gibt auf der Erde zwei Länder, die alle ihre Ressourcen für die Atomrüstung ausgeben. Das eine ist mein Land, das andere ist Indien. Es ist weder im Sinne des pakistanischen noch des indischen Volkes." (APA/red)