Graz - Für Irritationen hat die Verwendung eines Textes der deutschen Nobelpreisträgerin Herta Müller durch die steirische ÖVP gesorgt: Die Literatin distanzierte sich Mittwochabend bei einem Auftritt im Grazer Literaturhaus öffentlich. Müller erklärte vor ihrer Lesung, sie habe bisher nicht davon gewusst und sie habe niemandem einen Text zur Verfügung gestellt: "Ich möchte nicht auf diese Art vereinnahmt werden, und ich fühle mich missbraucht".
Verleger Lojze Wieser bedauerte, dass dies "unglücklich kommuniziert" worden sei. Alles sei inzwischen aufgeklärt. Bei dem Text handelt es sich um ein vier Tage vor der Nobelpreisverleihung aufgezeichnetes Gespräch der Autorin mit der ORF-Redakteurin Renata Schmidtkunz, in dem es um ihren Roman "Atemschaukel" geht. Alle Rechte für das Werk sind mit Müllers Verlag Hanser, dem ORF bzw. Renate Schmidtkunz abgeklärt, Buch und CD seien in der Reihe "gehört gelesen" bereits im Handel, so Wieser am Donnerstag.
Die steirische ÖVP hat vom Verlag ein Kontingent von 700 Stück gekauft, die mit dem Jahrbuch "Modell Zukunft Steiermark" ab 11. Februar verteilt werden sollen. Es werde also ein lizenziertes und bereits veröffentlichtes Werk - Buch und CD - dem Jahrbuch begelegt, stellte die VP richtig. Wie der steirische VP-Geschäftsführer Bernhard Rinner vermutete, stünde hinter der Irritation lediglich "provinzielles politisches Kleingeldwechseln". (APA)