Der krisengeschüttelte US-Telekomkonzern Motorola hat seine Aufspaltung laut einem Medienbericht vorerst auf Eis gelegt. Motorola überdenke gerade den Plan, seine große Netzwerk-Sparte zu verkaufen, schreibt das "Wall Street Journal" am Donnerstagabend in seiner Online-Ausgabe. Die Gebote seien zu niedrig. Außerdem ziehe das Geschäft im zweiten Standbein, den Handys, wieder an, was den Druck auf das Unternehmen mildern würde.

Notleidendes Handygeschäft

Motorola wollte schon vor rund einem Jahr sein notleidendes Handygeschäft abspalten, musste aber wegen der Wirtschaftskrise die Pläne auf Eis legen. Stattdessen sollte laut Medienberichten zunächst die Netzwerk-Sparte abgestoßen werden. Sie stellt Empfangsboxen für das Kabelfernsehen und Zubehör für Handys her.

Statt der erhofften bis zu 5 Mrd. Dollar (3,45 Mrd. Euro) seien nur Gebote bis zu 4 Mrd. Dollar eingegangen, berichtete die renommierte US-Wirtschaftszeitung jetzt. Eine Motorola-Sprecherin lehnte einen Kommentar zu dem Bericht ab.

Dem ohnehin angeschlagenen Konzern war in der Wirtschaftskrise das Geschäft weggebrochen, zuletzt war Motorola aber immerhin aus den roten Zahlen herausgekommen und hatte zur Überraschung vieler Experten im dritten Quartal einen kleinen Gewinn geschrieben.

Talfahrt

Wegen der steilen Talfahrt bei Mobiltelefonen ist der Netzwerk- Bereich inzwischen Motorolas umsatzstärkstes Geschäft. Nach einem möglichen Verkauf hätte laut Medienberichten auch die Abspaltung des Handygeschäfts wieder auf der Tagesordnung gestanden. Dritte Sparte ist die Firmen-Kommunikationstechnik, unter anderem mit Funkgeräten; auch sie schreibt schwarze Zahlen.

Bei der Sanierung seiner Handysparte sah Motorola zuletzt etwas Licht am Ende des Tunnels. In der Krise strich der Konzern bereits Tausende von Jobs und wechselte die Führung aus. Als Hoffnungsträger gelten neue mobile Geräte wie das Smartphone "Droid". Der einst zu den Branchenführern zählende US-Hersteller hatte an den Erfolg seines früheren Topmodells "Razr" nie mehr anknüpfen können. (APA/dpa)