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Für die New York Times fotografieren, aber keine Hochzeitsbilder: Pressefotografen kritisieren Bestimmung

Foto: APA/Bernd Thissen

Wien - Pressefotografen haben ein Imageproblem: Jeder findet ihren Job spannend, genug Ansehen für angemessene Bezahlung haben sie aber offenbar nicht. Dies ist nur eines von vielen Problemen, die der Branche derzeit unter den Nägeln brennen, wie sich bei einem einigermaßen turbulenten Diskussionsabend am Donnerstagabend in Wien zeigte. Fest steht: Die Möglichkeiten, Geld zu verdienen, werden geringer, die Fotografen beklagen schlechte Verträge und die Konkurrenz von Billigagenturen aus dem Internet - Stichwort: "Microstocks".

Die freien Fotografen sehen sich von Seiten der Verlage immer öfter mit folgendem Szenario konfrontiert: Für ein Bild soll nur mehr einmal gezahlt werden, um es dann uneingeschränkt abdrucken und sogar weiterverkaufen zu können, ohne dass der Urheber dafür weiteres Geld sieht. Diese "Knebelverträge" erzürnen so manchen Bildreporter erheblich, wie sich bei der Podiumsdiskussion zeigen sollte: Von "Diebstahl" und "Erpressung" war in den zahlreichen wütenden Wortmeldungen aus dem Publikum die Rede.

"Microstockagenturen problematisch"

Cyberlab-Geschäftsführer Gerhard Hinterleitner attestiert der Branche einen "Paradigmenwechsel ohne Gleichen im Jahr 2000". Er erachtet die Microstockagenturen im Internet für problematisch, die Bilder oft für wenige Euro mit uneingeschränkten Nutzungsrechten verkaufen würden. Heute sei es für Pressefotografen schwer, mit Themenbildern noch nebenher Geld zu verdienen. "Die Zeiten, wo ich ein Bild von Wolken um 45.000 Schilling verkaufen habe können, weil es ein Panorama-Dia war, sind vorbei."

Fotodoyen Gerhard Sokol vom Syndikat der Pressefotografen berichtete von seinen eigenen Erfahrungen mit einer dieser Agenturen. Von 200 Bildern seien 40 genommen worden, die Ausbeute waren wenige Euro. Viele Fotografen seien finanziell in extrem schwierigen Verhältnissen, was von den Verlagen auch ausgenutzt werde, lautete der Tenor. "Ich glaube nicht, dass sich die Situation bessern wird", so Sokol. Er plädierte dafür, den Verlagen mit Moral zu begegnen, um ihnen nahe zu bringen, dass für viele der Beruf einfach nicht mehr leistbar sei.

Kritik wurde letztlich auch an der Fotografeninnung laut: Besonders der Umstand, dass ein Pressefotograf im Gegensatz zu einem Meisterfotografen nicht einmal Passbilder oder Hochzeitsfotos anfertigen darf, erregte die Gemüter. "Ich darf für die New York Times fotografieren, aber ein Passbild darf ich nicht machen", spottete ein Anwesender.

Die Zukunft der Pressefotografen im Videobereich ist im übrigen umstritten: Der Foto-Chef von Reuters Österreich, Leonhard Föger, kann dem Szenario nichts abgewinnen, wiewohl moderne Kameras auch hochauflösende Bewegtbilder zulassen würden, aus denen man theoretisch auch einzelne Kader als Foto verwenden könnte. Föger winkt ab: Die Arbeitsweise von Video und Foto sei völlig konträr, nur in den seltensten Fällen werde ein Filmclip durchsucht, um ein Einzelbild herauszunehmen. "Die Fotografie bleibt." (APA)