Wien - "Sind Sie dafür, dass es in Wien für sogenannte 'Kampfhunde' einen verpflichtenden Hündeführschein geben soll?", lautet eine der Fragen der Volksbefragung, die vom 11. bis 13. Februar in Wien durchgeführt wird. Dass nur "Kampfhunde" zur Diskussion stehen ist für Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) eine Frage der Durchsetzbarkeit: "Persönlich würde ich mir wünschen, dass jeder mit einem Hund einen solchen Hundeführschein hat, aber eine Verpflichtung kann ich nur für Kampfhunde argumentieren." Die Liste mit den Rassen sei "keinesfalls in Stein gemeißelt", betonte auch Tierschutzobmann Hermann Gsandtner bei einer gemeinsamen Pressekonferenz. Für Kampfhund-Mischlinge soll die Verpflichtung auch gelten.

Laut Gsandtner befinden sich auf der "Kampfhunde"-Liste auch jene Tiere, "über dies bei der Tierschutzobmannsstelle häufig Beschwerden gibt und die nach Unfällen verstärkt als auffällige und aggressive Tiere in den Tierheimen landen". Derzeit befinden sich auf der Liste Rottweiler, Pitbullterrier, Bullterrier, Staffordshire Bullterrier, American Staffordshire Terrier, Mastino Napoletano, Mastin Espanol, Fila Brasileiro, Argentinischer Mastiff, Mastiff, Bullmastiff, Tosa Inu und Dogo Argentino. Diese Hunde würden knapp fünf Prozent aller in Wien gehaltenen Hunde ausmachen, seien aber für fast ein Viertel aller Hundebisse verantwortlich. Die Bisskraft dieser Hunde führe meist zu vergleichsweise schwer wiegenden Verletzungen.

Der Schäferhund, für den die Hundeführschein-Pflicht nach derzeitigem Stand nicht gelten würde, ist für Gsandtner ein "Grenzfall". Sima will ihre Liste als einen "ersten Vorschlag" verstanden wissen, der noch mit den anderen Parteien diskutiert werde. Kosten soll die in einen theoretischen und praktischen Teil gegliederte Prüfung 25 Euro. Hundehalter müssen dabei zeigen, dass sie den eigenen Hund richtig einschätzen und mit ihm richtig umgehen können. Im Rahmen des Praxisteils ist ein halbstündiger Spaziergang durch die Stadt, bei dem auch kritische Situationen wie die Begegnung mit anderen Hunden oder sich schnell bewegenden Menschen trainiert werden sollen.
Der Hundeführschein wäre nach dem aktuellen Vorschlag von drei Monaten ab Beginn der Haltung zu absolvieren, wobei das Mindestalter des Hundes zum Zeitpunkt der Prüfung sechs Monate betragen muss. Den Schein müssten alle bei sich tragen, die in Wien mit einem "Kampfhund" in der Stadt unterwegs sind. Wird jemand ohne Hundeführschein erwischt, kann eine Verwaltungsstrafe ausgesprochen werden.

Die Grünen forderten indessen einen verpflichtenden Führschein für alle Hunde. Ausgenommen werden sollten nur besonders kleinwüchsige Rassen. Von der ÖVP kam der Vorschlag, eine Gewichtsgrenze einzuführen. (red, derStandard.at, 15. Jänner 2010)