Die Ansprüche des Menschen an den Planeten Erde übersteigen bei weitem dessen Ressourcen und Regenerationsfähigkeit. Klimawandel, Artenkollaps und Hunger sind die Folgen. Andererseits: Wer rettet die Welt vor uns selbst, wenn nicht wir?
Alle Rohstoffe, die wir für Essen, Wohnen, Reisen verbrauchen, benötigen auf der Erde Platz zum Nachwachsen. Dass die Menschheit rein rechnerisch „nur" ein Viertel mehr verbraucht, als uns die Erde jedes Jahr zur Verfügung stellt, ist den Ländern des Südens zu verdanken, die weitaus sparsamer mit ihr umgehen als wir: Im Durchschnitt konsumiert ein US-Amerikaner doppelt so viele Ressourcen wie ein durchschnittlicher Europäer, und dieser wiederum doppelt so viele wie ein durchschnittlicher Chinese. Unser Weltwirtschaftssystem ist weder nachhaltig noch gerecht.

Die Konsequenzen der steten Überbeanspruchung unseres Planeten sind längst evident: Seit 1970 gingen weltweit 30 Prozent der Arten verloren; 80 Prozent der Fischbestände sind bis an die Grenzen be-oder überfischt. Die Anzahl klimabedingter Naturkatastrophen hat sich seit Mitte der 90er Jahre verdoppelt. Bis 2050 wird sich die Zahl der Klimaflüchtlinge im Vergleich zu heute auf 200 Millionen Menschen vervierfachen.

Die Situation wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen, weil sich künftig mehr Menschen die vorhandenen Ressourcen teilen müssen: Einerseits weil die Weltbevölkerung wächst und andererseits, weil - Erfolge in der Armutsbekämpfung vorausgesetzt - die Ressourcen künftig hoffentlich gerechter verteilt werden. Acht Milliarden Menschen werden dann bereits 100 Prozent mehr Ressourcen verbrauchen, als im selben Zeitraum nachwachsen.
Braucht es noch mehr Gründe, endlich die natürlichen Grenzen unseres Planeten zu respektieren und uns entsprechend zu verhalten? Freilich bedeutet das eine grundlegende Veränderung unserer Lebensweise, sowie unserer Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen. Es bedarf einer Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch durch nachhaltige Produktionsmethoden. 

Wohlstand und Konsum

Vor allem aber bedarf es einer Entkoppelung unseres Wohlstandsbegriffs vom Konsum. Nicht-finanziellen Indikatoren für Lebensqualität, wie Gesundheit, Bildung und Biodiversität muss ein viel höherer Wert beigemessen werden.
Zu erkennen, dass uns die Verantwortung für diese notwendige Veränderung niemand abnehmen wird, ist längst überfällig. Jeder und jede einzelne muss handeln!

Es macht einen Unterschied, wie wir in unserem privaten und beruflichen Umfeld agieren und welche Entscheidungen wir treffen. Es macht einen Unterschied ob wir eine spezielle Marke, ein spezielles Produkt kaufen (oder eben nicht).
Bloße Systemkritik und das Beklagen der eigenen Handlungsunfähigkeit werden nicht ausreichen, ebenso wenig wie ein paar kleine Korrekturen hier und da. Ob das Boot in dem wir gemeinsam sitzen Arche Noah heißt oder eben doch Titanic, darüber entscheidet am Ende die Summe aller unserer individuellen Handlungen. (*Hildegard Aichberger, DER STANDARD, Printausgabe, 16./17.1.2010)