Peking - Knapp zwei Jahre nach dem letzten Aufstand in Tibet hat die chinesische Führung einen neuen Gouverneur für die nominell autonome Region ernannt. Padma Choling, der 17 Jahre in der chinesischen Volksbefreiungsarmee diente, übernahm das Amt am Freitag. Er ist damit der formal ranghöchste Tibeter in der Regionalregierung. Sein Vorgänger, der Ingenieur Qiangba Puncoq, wurde zum Vorsitzenden des Regionalparlaments gewählt; er folgt Legqog nach, der mit Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren in den Ruhestand trat.

Keine politischen Auswirkungen

Auswirkungen auf die Politik dürften die Personalveränderungen nicht haben. Die tatsächliche Macht in der Region wird von der Kommunistischen Partei und deren Regionalchef Zhang Qingli ausgeübt. Zhang hat für eine strikte Kontrolle der buddhistischen Klöster sowie des politischen und gesellschaftlichen Lebens gesorgt. Der 59-jährige Han-Chinese ist ein enger Vertrauter von Staats- und Parteichef Hu Jintao, der selbst in den Achtzigerjahren Parteichef in Tibet gewesen war.

Die 1965 errichtete Autonome Region Tibet ist 1,2 Millionen Quadratkilometer groß. Sie ist aber wesentlich kleiner als das alte Tibet, das große Teile der heutigen chinesischen Provinz Qinghai und den Westen der Provinz Sichuan umfasste. Der schwer zugängliche buddhistische Klosterstaat war von 1720 bis 1912 chinesisches Protektorat und nach dem Ende des chinesischen Kaisertums faktisch selbstständig unter der Herrschaft des Dalai Lama. 1950/51 marschierten chinesische kommunistische Truppen in Tibet ein. 1959 schlugen sie einen Volksaufstand blutig nieder, der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, floh mit über 100.000 Landsleuten über die Grenze nach Indien.

Bei den Unruhen Anfang 2008 wurden in der tibetischen Hauptstadt Lhasa nach offiziellen Angaben 22 Menschen getötet, nach tibetischen Schätzungen liegt die Zahl der Opfer deutlich höher. Mehr als 950 Menschen wurden danach festgenommen. Peking stockte die Sicherheitskräfte in Tibet massiv auf. (APA)