Wien - In einem Offenen Brief an Innenministerin Maria Fekter fordert die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten am Freitag die Ausschreibung eines Vergabeverfahrens für die Planung eines Asyl-Erstaufnahmezentrums und spart nicht an Kritik an der bei Eberau gewählten Vorgangsweise. "Sorgfalt, Transparenz und umfassender Qualitätsanspruch sind bei einer solchen Bauaufgabe nicht nur so wesentlich wie bei jeder anderen öffentlichen, sondern noch viel mehr", schreiben Kammer-Präsident Georg Pendl und Bundesvorsitzender Walter Stelzhammer.

Jeder Schritt der Umgehung der üblichen Genehmigungs- und Bauverfahren oder zur Verschleierung belaste ein Projekt. "Gerade bei einer sensiblen Bauaufgabe ist Verfahrenstreue und Genauigkeit oberste Pflicht. Dazu gehört selbstverständlich auch die klare Deklaration der öffentlichen Bauherrschaft und der tatsächlichen Nutzung, nicht ein Versteckspiel hinter einer Privatperson, die im Fall Eberau noch dazu der (für solche Planungen nicht befugte) Planer war", heißt es in dem Offenen Brief.

"Oberflächliche Markterkundung"

"Die oberflächliche Markterkundung Ihres Ministeriums, bei der rasch via Google nach passenden PlanerInnen gesucht wurde und aus der Anfragen bei etwa zehn PlanerInnen resultierten, kann - und darf nicht - wiederholt werden. Nur ein Architekt (höchstes Lob an die nicht leistungswilligen KollegInnen) erklärte sich zur Mitwirkung an dem aberwitzigen Unterfangen bereit, eine Planungsleistung binnen drei Wochen zu erbringen, die seriöser Weise etwa sechs Monate in Anspruch nehmen würde. Und der eine 'Architekt' war schließlich gar keiner - wie das Ministerium in der Folge nicht selbst herausgefunden hat", so Pendl und Stelzhammer, "Das darf nicht noch einmal vorkommen."

Das Bundesvergabegesetz schreibe bei einem Projekt dieser Größenordnung eine EU-weite Bekanntmachung bei der Ausschreibung der Planungsleistung vor, ein Auftragssplitting sei nicht zulässig. Die architektonische Gestaltung des Projekts in Eberau sei zudem "hoffentlich kein gewollter Zynismus, sondern ein Dokument von Unfähigkeit". Im Gegensatz dazu könne Architektur "dazu beitragen, die Würde der AsylantInnen zu respektieren, die Bewältigung ihrer oft schrecklichen persönlichen Geschichte zu erleichtern. Nicht zuletzt würde Architektur beweisen, dass Österreich ein humanes Land ist, das eine kultivierte Haltung auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen zeigt." (APA)