Wien - Mindestens sieben der hoch dotierten "Advanced Grant" des European Research Council (Europäischer Forschungsrat, ERC) gehen nach Österreich. Das geht aus der am Freitag vom ERC veröffentlichten Ergebnisliste der zweiten Ausschreibungsrunde hervor. Neben den bereits bekannten Empfängern der EU-Förderung erhalten auch Monika Ritsch-Marte von der Medizin-Uni Innsbruck und Siegfried Selberherr von der Technischen Universität (TU) Wien einen "Advanced Grant".

Die "Advanced Grants" stellen das "Flaggschiff-Programm" des ERC dar, mit dem die EU Grundlagenforschung fördert. Damit sollen anspruchsvolle und risikoreiche fünfjährige Forschungsprojekte mit jeweils maximal 3,5 Mio. Euro gefördert und die Wissenschafter ermutigt werden, die bestehenden Grenzen des Wissens und der Disziplinen zu überschreiten. Bei der aktuellen zweiten Runde der "Advanced Grants" hatten knapp 1.600 Forscher Anträge gestellt, darunter rund 40 aus Österreich.

Folgende Forscher in Österreich erhalten einen "Advanced Grant"

  • Nick Barton, Professor am Institute of Science and Technology (IST) Austria, für sein Projekt "Limits to Selection in Biology and in Evolutionary Computation" an der Schnittstelle von Biologie und Informatik
  • Jürgen Knoblich, stellvertretender Direktor am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), für sein Projekt "NeuroSyStem", in dem er der Frage nachgeht, wie in einem Pool von Nerven-Stammzellen die Balance zwischen der Selbsterneuerung von Stammzellen und der Bildung ausgereifter Nervenzellen aufrechterhalten wird
  • Herlinde Pauer-Studer, Philosophin an der Universität Wien für ihr Projekt "Transformationen von normativen Ordnungen", in dem sie sich am Beispiel des NS-Regimes aus ethischer und moralphilosophischer Sicht mit politischen normativen Ordnungen beschäftigt, die in autoritäre und totalitäre Verhältnisse abgleiten
  • Monika Ritsch-Marte, Physikerin an der Medizinischen Universität Innsbruck, für ihr Projekt "Coherently Advanced Tissue and Cell Holographic Imaging and Trapping" im Bereich Holografische Mikroskopie. Mit Hilfe des Laserlichts ist es dabei nicht nur möglich, Fotografien anzufertigen, sondern auch Zellbestandteile - wie Organellen - zu manipulieren
  • Walter Schachermayer, Professor für Finanzmathematik an der Universität Wien, für sein Projekt "Risk and Valuation of Financial Assets: A Robust Approach", in dem er sich mit den Möglichkeiten der Risikoabschätzung von Finanzanlagen beschäftigt
  • Siegfried Selberherr, Professor am Institut für Mikroelektronik der Technischen Universität (TU) Wien, für sein Projekt "Modeling Silicon Spintronics", in dem er versucht, den sogenannten Spin der Elektronen für die Verarbeitung und nichtflüchtige Speicherung von Information zu nutzen
  • Giulio Superti-Furga, wissenschaftlicher Direktor des Forschungszentrums für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW, für sein Projekt "Interferon-focused Innate Immunity Interactome and Inhibitome", in dem die unmittelbaren Reaktionen des Körpers auf Infektionen erforscht werden sollen

Darüber hinaus bekommen der österreichische Informatiker Georg Gottlob und der österreichisch-ungarische Physiker Ferenc Krausz die Förderung. Gottlob ist Informatiker an der Universität Oxford und an der TU Wien, Krausz ist Direktor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching bei München und Spezialist für Attosekundenphysik. (APA)