Galápagos-Meerechsen (oben: eine Exemplar von der Insel Floreana, unten: eines von der Insel Santa Cruz) unterscheiden sich nicht nur deutlich in ihrem Aussehen, sondern weisen auch insgesamt eine überraschend große genetische Diversität auf.

Foto: Universität Bielefeld

Bielefeld - Galápagos-Meerechsen (Amblyrhynchus cristatus) gehören nicht nur neben den Riesenschildkröten und den Darwin-Finken zu den lebenden Wahrzeichen der Inselgruppe, sie sind auch etwas Besonderes: Als einzige Echsenart haben sich die Leguanverwandten das Meer als Lebensraum und vor allem als Nahrungsquelle zu eigen gemacht. Bis zu einer halben Stunde können die Tiere tauchen, um im flachen Wasser Algen abzuweiden. Danach müssen die exothermen Tiere an Land zurückkehren, um mit Hilfe der Sonne wieder auf Betriebstemperatur zu kommen.

Schon rein optisch gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Echsenpopulationen auf den einzelnen Inseln: Die Farbe reicht von schwarz über grau bis rot und grün, und auch die Durschnittsgröße schwankt - die größten männlichen Exemplare können eine Länge von eineinhalb Metern erreichen. Das deutet bereits die genetische Vielfalt innerhalb der Art an, obwohl sie vermutlich auf wenige Vorfahren zurückgeht, die auf Treibholz an den Galápagos-Archipel angeschwemmt wurden. 

Umdenken

Dennoch ging man bisher davon aus, dass die einzelnen Inselpopulationen auf der Basis im Zellkern der Meerechsen vorkommender DNA-Abschnitte (so genannte Mikrosatelliten-Loci) praktisch nicht differenziert seien. Ferner nahm man an, dass vor allem die männlichen Tiere für den so genannten Genfluss zwischen den Inseln, die zum Teil bis zu 100 Kilometer voneinander entfernt liegen können, sorgen und die Weibchen eher ortstreu sind. Eine jetzt im Journal "BMC Evolutionary Biology" erschienene Studie des Bielefelder Biologen Sebastian Steinfartz in Zusammenarbeit mit Forschern von der Universität Yale kommt aber zu dem Schluss, dass die genetische Diversität noch um einiges höher ist als gedacht.

Auf der Basis von über 1.200 Tieren, die in den Jahren 1991/93 und 2004 beprobt worden waren, konnten die Forscher zwanzig distinkte genetische Gruppen, so genannte genetische Cluster, identifizieren. Die meisten der gefundenen genetischen Cluster waren hochspezifisch für eine bestimmte Insel und deuten an, dass in der jüngeren Vergangenheit und aktuell kein nennenswerter Genfluss zwischen den Inselpopulationen der Meerechsen geherrscht haben kann. Interessante Ausnahmen bildeten hier die Inseln San Christobal im äußersten Süd-Osten (eine der ältesten Inseln des Archipels mit bis zu 4 Millionen Jahren geschätzten Alters) und die jüngsten und größten Inseln im Westen, Isabela und Fernandina. Auf San Christobal konnten zwei genetisch hoch differenzierte Cluster identifiziert und auf Isabela und Fernandina eine wahre "Explosion" genetischer Diversität festgestellt werden. Ferner konnte gezeigt werden, dass sich Männchen und Weibchen der Meerechsen in ihrem Ausbreitungsverhalten nicht nennenswert unterscheiden.

Die Studienergebnisse sind vor allem in Hinsicht auf mögliche Maßnahmen zum Erhalt und Schutz dieser einmaligen Tiere wichtig. Ging man bisher davon aus, dass aufgrund des hohen Genflusses zwischen den Inseln einzelne Inselpopulationen keine hohe Priorität erfahren sollten, müssen aktuelle Schutzkonzepte zum Erhalt der Gesamt-Diversität dieser Art ihr vermindertes Ausbreitungspotenzial und die genetische Differenzierung der einzelnen Inselpopulationen mit einbeziehen. Kurz gesagt: Die Schutzmaßnahmen müssen umfassender sein als bisher. (red)