Port-au-Prince - "Die Straßen in Port-au-Prince sind mit tausenden Menschen bevölkert, die um Hilfe suchen. Sie stoppen jedes Auto, das sie sehen, um weiter zu kommen", schilderte Stefano Zannini, Head of Mission von "Ärzte ohne Grenzen" die gegenwärtige Situation in Haiti. Viele hätten Angst, die nicht zerstörten Häuser zu betreten und würden auf den Straßen schlafen. "Sie schützen sich mit Plastiksäcken oder was immer zur Verfügung steht und schlafen auf dem Boden", so Zannini.

Die medizinische Versorgung und das Bereitstellen von Nahrung und sauberem Wasser hätten derzeit oberste Priorität. "Tausende müssen operiert werden", betonte Zannini. Einen ersten erfolgreichen chirurgischen Eingriff hätten die Mitarbeiter von "Ärzte ohne Grenzen" vergangene Nacht geleistet: Bei einer komplizierten Geburt konnten sowohl die Mutter als auch das Baby gerettet werden. Die häufigsten Verletzungen sind nach Angaben der Hilfsorganisation offene Brüche, die chirurgisch versorgt werden müssen. Zudem gebe es viele Brandopfer.

Über 1.500 Verletzte hätten bereits von "Ärzte ohne Grenzen" behandelt werden können. Als Stützpunkte dienen auch öffentliche Gebäude, die bei dem Beben nicht zerstört wurden. Zu den 800 Mitarbeitern von "Ärzte ohne Grenzen", die bereits bisher vor Ort waren, sind 25 internationale Helfer hinzugekommen. (glicka, derStandard.at, 15. Jänner 2010)