Château- Pétrus-Konvolut für Hongkong: Jahrgang-Dutzend von 1990 (20.000/30.000 Dollar) und eine Magnum von 1988 (3250-4250 Dollar).

Foto: Sotheby's

Auch 2009 hielt die Nachfrage an.

***

Selten ist sich die Konkurrenz dermaßen einig. Aber geht es um die in den Wein-Departments bei Christie's und Sotheby's für 2009 verzeichnete Nachfrage, dann könnte das Resümee nicht einhelliger sein. Die Ernüchterung in den Weinkellern mag für das En- Primeur-Segment gelten, in denen noch vor der Abfüllung mit den Jahrgängen spekuliert wird.

Auf dem Sekundärmarkt ist das Gegenteil der Fall. Mit der Jahrtausendwende war die Nachfrage für Wein deutlich gestiegen, ab 2006 auch dank kauf- und vor allem trinkfreudiger Asiaten und Russen, die weniger flaschen- als kistenweise kauften und der Chronik 2007 ein Rekordjahr bescherten: Christie's notierte sich damals inklusive privat und damit abseits des Auktionsgeschehens vermittelter Verkäufe einen Umsatz von 71,6 Millionen Dollar, Sotheby's spielte nur über Versteigerungen immerhin noch 49,2 Millionen Dollar ein.

Der noch Anfang vergangenen Jahres befürchtete Einbruch folgte nicht, stattdessen wurde in den vergangenen zwölf Monaten in einem erstaunlichen Ausmaß gehamstert. Ja, bisweilen fast so, als ob es kein Morgen gäbe. Das läge nicht nur an der vielzitierten Flucht in handfeste Assets, räumt etwa David Elswood, verantwortlicher Chefexperte bei Christie's an. Vielmehr würden exquisite Weine derzeit eher zu Hause genossen als in Restaurants teuer bezahlt.

Kein einziges Mal fiel die bei den Sonderauktionen in London, Amsterdam oder New York verzeichnete Verkaufsquote unter 93 Prozent, und mehrheitlich lag das Einspielergebnis deutlich höher als erwartet. Darüber hinaus setzten die Strategen in den Chefetagen der Auktionshäuser mit Hongkong als Marktplatz auf das richtige Pferd: Sowohl Christie's als auch Sotheby's gaben gleich im Anschluss an die Aufhebung lästiger Importbeschränkungen und horrender Steuern Anfang 2008 dort ihr Debüt: Gleich zum Auftakt wurden die vorsichtigen Umsatzerwartungen verdoppelt, und keine der angebotenen Flaschen blieb unverkauft.

Daher fielen die 2008er-Bilanzen ganz passabel aus: Christie's verbuchte damals ein Auktionstotal von 48,76 Millionen Dollar (damaliger Euro-Wert 39,5 Mio., derzeit 33,6 Mio.), Sotheby's im gleichen Zeitraum 44,6 Millionen Dollar (damaliger Euro-Wert etwa 36 Mio., derzeit 31 Mio.). Die 2009 erzielten Umsätze stellen jene noch in den Schatten, womit die Wein-Sparte als wohl einzige deutliche Zuwächse verbuchen durfte: 25 auf drei Kontinenten abgehaltene Auktionen schlugen sich bei Christie's mit etwas mehr als 50 Millionen Dollar zu Buche.

Bei Sotheby's summierten sich 18 Versteigerungen auf 41,75 Millionen Dollar, wobei Hongkong mit 14,74 Millionen Dollar gefolgt von London (14,28 Mio.) mittlerweile den stärksten Umsatzanteil hält. Und diese Dominanz spiegelt sich im Detail auch über die Nationenstatistik der zehn höchsten Zuschläge wider, wonach 78 Prozent dieser von Sammlern aus Asien bewilligt wurden: Die preisliche Bandbreite reichte dabei von 26.372 Dollar für ein Dutzend Château Pétrus Jahrgang 1978 bis zu 93.077 Dollar, die man sich eine Sechs-Liter-Variante Château Pétrus Jahrgang 1982 kosten ließ.

Dass die Kehlen angesichts solcher eindrucksvollen Bilanzen weltweit dennoch vergleichsweise trocken bleiben, scheint paradox, ist aber die Realität. Von jeher wurde mehr Wein gesammelt als getrunken. (kron, ALBUM - DER STANDARD/Printausgabe, 16./17.01.2010)